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Schräge Ministerien aus aller Welt

Monty Pythons legendäres Ministerium für alberne Gangarten aus den frühen 1970er Jahren hat seither längst Schule gemacht. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) blickt auf seltsame Behörden auf diesem Planeten.

Die Szene ist epochal: Ein beflissener britischer Bürger versucht, den sehr ernsten Mitarbeiter des Ministeriums für alberne Gangarten davon zu überzeugen, dass sein Gangbild noch staatlicher finanzieller Förderung bedürfe, um es noch alberner machen zu können. Doch der Staatsdiener (John Cleese) erläutert ihm – während er auf irrwitzigste Weisen durchs Zimmer schreitet -, dass wegen der immensen Staatsausgaben für Verteidigung, Sozialversicherung, Gesundheit, Wohnen und Bildung kaum mehr Fördermittel für alberne Gangarten übrig blieben. Zuletzt habe sein Ministerium nur noch 348 Millionen Pfund im Jahr erhalten.

Der Sketch der englischen Komikergruppe Monty Python von 1970 hat seither weltweit viele Nachahmer gefunden; im Commonwealth, aber durchaus darüber hinaus. Ministerien – und die Zusammensetzung des Kabinetts – sagen etwas darüber aus, worauf ein Land oder die jeweilige Regierung besonderen Wert legen.

So gibt es in Japan einen Staatsminister für “Cool Japan”, aktuell Minoru Kiuchi. Die “Cool Japan”-Strategie Tokios soll dazu dienen, das Image als Kultur-Großmacht in der Welt zu festigen. Dabei geht es nicht nur um japanische Restaurants und Stäbchen-Kultur, sondern auch um den höchst profitablen Unterhaltungssektor. All die Videospiele, Mangas und Anime-Figuren, Hello Kitty: Viel zu tun für den Herrn Staatsminister.

Besonders viel Mühe musste sich Israels Regierungs-Chef mit seinem Kabinett Netanjahu VI geben. Die Einbindung gleich mehrerer national-religiöser und sogar rechtsextremer Parteien hat zu einigen kuriosen Ressort-Zuschneidungen geführt. Da gibt es die Ministerin für Siedlungen und nationale Projekte, Orit Strock. Da gibt es den Minister für Jerusalem-Angelegenheiten und die Tradition Israels, Amichai Elijahu. Und den Minister für Dienstleistungen zur Religionsausübung, Michael Malchieli.

Letzteres ist dafür da, Synagogen und Mikwen zu planen und zu finanzieren. Es führt die Aufsicht über die jüdischen Heiligen Stätten. Es organisiert den Torah-Unterricht, öffentliche religiöse Feiern, bescheinigt rituelle Unbedenklichkeit in öffentlichen Einrichtungen und pflegt religiöse Kontakte mit Juden in der Diaspora; dazu kommt die die Oberaufsicht über Beerdigungen. Als Außenstehender darf man unterstellen, dass dafür die ein oder andere Absprache mit dem Minister für jüdische Tradition notwendig ist.

Als erstes Land weltweit rief Großbritannien 2018 ein Ministerium für Einsamkeit ins Leben, als Beimischung zu Sport und Zivilgesellschaft. Es koordinierte die Versuche der konservativen Regierung von Theresa May, Menschen aus Isolation und Anonymität zu holen. Ministerin war Miriam “Mims” Davies – bis der neue Premier Boris Johnson das Unterressort schon gut ein Jahr später wieder kassierte.

Doch das Beispiel machte Schule: Japan folgte 2021. Erster Minister wurde Tetsushi Sakamoto, gefolgt von Seiko Noda, in deren Portfolio unter anderem Maßnahmen gegen Einsamkeit und Isolation, aber auch Gleichstellung der Geschlechter und Geburtenrückgang fielen. Schließlich, nach einem Jahr unter Ministerin Ayuko Kato, war im Oktober 2024 schon wieder Schluss. Japans aktuelle Regierung strich den Ressortposten Einsamkeit; “Cool Japan” dagegen blieb.

Die Vereinigten Arabischen Emirate gingen einen anderen Weg. Vier Jahre lang, von 2016 bis 2020, hatten sie eine Ministerin für Glück und Wohlbefinden. Die Agenda von Ohoud Al Roumi: die sieben dynamischen Emirate am Persischen Golf zum glücklichsten Ort der Welt zu machen – was immer das angesichts einer bedenklichen Menschenrechtslage für Wanderarbeiter, Hausangestellte und Homosexuelle auch bedeuten mag. Immerhin: Al Roumi hatte Glück; sie wurde im Anschluss Vorsitzende der Behörde für Humankapital – und Zukunftsministerin.

Ob die Emirate den Titel am Ende aus Deutschland geklaut haben? In Mannheim hoben 2012 Studenten die Kommunikationskampagne “Ministerium für Glück und Wohlbefinden” aus der Taufe, um das Bruttonationalglück in Deutschland zu steigern und “einen Wertewandel in der Gesellschaft anzustoßen”. Eine Bundesbehörde wurde aber nicht daraus.

Und dann ist da noch Shripad Yesso Naik: Unter Indiens Premier Narendra Modi (und auch schon früher) war der heute 72-Jährige bereits Minister für so ziemlich alles. Aber immer mit im Portfolio war: das Staatsministerium für Ayurveda, Yoga, Naturheilkunde, Unani, Siddha und Homöopathie (AYUSH) – Lehren, die die hindu-nationalistische Partei BJP offiziell propagiert. Vor einigen Jahren ging Naik dann ganz steil mit der These, Krebs könne durch Yoga geheilt werden. Modis “Yoga-Minister” schlägt den Bogen zurück ins Britische Empire, wo alles begann: mitten in London, im Ministerium für alberne Gangarten.