Schöpfungszeit: Landesbischof Stäblein zu Besuch auf dem Acker

Landesbischof Christian Stäblein besuchte Landwirte in der Prignitz. Genau der richtige Moment zur ökumenischen Schöpfungszeit.

Bischof Stäblein im Gespräch mit einem Landwirt
Bischof Stäblein im Gespräch mit einem LandwirtSusanne Atzenroth

Der September ist der Monat von Ernte und Erntefesten, bis hin zum Erntedank am 1. Oktober. Zugleich ist der September ökumenische Schöpfungszeit bis zum 4. Oktober, Gedenktag für Franz von Assisi. Landwirtschaft und Schöpfungsbewahrung sind nicht zwei verschiedene Paar Schuhe, im Gegenteil.

Der Besuch bei Landwirtinnen und Landwirten in der Prignitz und in Havelberg hat mir das vor einigen Tagen wieder vor Augen geführt. Man kann und darf das nicht trennen: die moderne, mit aller Technik und allen Möglichkeiten ausgestattete landwirtschaftliche Nutzung hier, dort die Stärkung von Biodiversität, von umweltgerechter Regeneration der Fläche und heilsamer Unterbrechung der Fruchtfolgen.

Konzept Agroforst: Anlegen von Baumstreifen innerhalb der Felder

Der Hof in Düpow bei Perleberg, den ich besuchen darf, hat angefangen mit dem Anlegen von Baumstreifen innerhalb der Felder. Agroforst. Brückenbau zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Wir stehen am Feld und sehen, wie ein Reh die 60 Meter von Baumstreifen zu Baumstreifen nimmt. Überhaupt: die Rehe.

Der Bio-Bauer in Havelberg hat den Einsatz von kleinen Drohnen so weiterentwickelt, dass er beim Mähen dafür sorgen kann, dass kein Kitz mehr ins Räderwerk gerät. Keines meint wirklich keines: Null in diesem Jahr. Die Achtung vor der Schöpfung, vor den Mitgeschöpfen – das ist das erste, was mich das Hingucken in Düpow und Havelberg in diesem Jahr wieder neu lehrt. Wie riesig die Achtung vor der Schöpfung. Und damit auch vor dem Schöpfer!

Wie wichtig die Brücken zwischen Nutzung und Schonung. Wie wichtig auch die zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft – keiner, der an diesem Tag behauptet, es ginge ausschließlich auf diesem oder jenem Weg. Wohl aber, auch das wird deutlich: Die Richtung kann und muss stimmen.

Havelberg auf dem Elbdeich: Hier hat Gott die Schöpfung besonders umarmt

Als wir in Havelberg auf dem Deich zwischen Elbe und Havel stehen, erzählt der Landwirt, der hier seine Kühe „mähen“ lässt, von dem Schäfer, der mit seiner Herde immer wieder durchkommt. Es sei einer, bei dem die Schafe wirklich top umsorgt würden, jedes Einzelne, man sehe es sofort. Guter Hirte. Da horchen Kirchenohren auf, klar.

Dann ist er allerdings schon beim nächsten Punkt: Was falsch läuft? Die Aktien- Spekulation mit Lebensmitteln, der Handel mit Mangel, das Spiel mit Preis statt Wert. Das zerstöre alles. Punkt. Mitten zwischen Elbe und Havel sieht die Landschaft aus, als habe Gott hier die Schöpfung besonders umarmt. Zeit, das zu begreifen. Zeit zu danken. Erntezeit. Schöpfungszeit.

Ein Gastbeitrag von Christian Stäblein, Landesbischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz