„Erst ist da nichts, dann entstehen Ideen und erste Skizzen – wenn die Ungeduld zu groß wird, baut mir ein Schmied ein Stahlskelett und darauf kann ich endlich anfangen zu modellieren“, beschreibt Michael Jastram seinen Schaffensprozess als Bildhauer. Unter vielen Bewerbern wurde er ausgewählt, die neue Krippe für den St. Petri-Dom in Schleswig zu gestalten. Am 9. Dezember (18 Uhr) wird sie feierlich präsentiert.
Der freischaffende Bildhauer arbeitet beim Modellieren mit Gips. Wenn eine Figur verkauft oder für eine Ausstellung gewollt wird, wird sie in einer Kunstgießerei in Bronze gegossen. „Das sind wunderbare Prozesse, bis die Idee und schließlich die Figur zum Leben erwacht und Mitglied im Ensemble meines Ateliers in Niebüll wird“, sagt Jastram.
Für die Dom-Krippe wird die Sammlung des Künstlers um rund zehn Mitglieder größer. Josef, Maria und Jesus, die Heiligen Drei Könige, Ochs, Esel, ein kniender Hirte, ein Hirte mit einer kleinen Schafherde, ein Fischer und eine Bäckerin werden sich in der maritim gestalteten Krippe versammeln. „Das Wichtige bei meiner Komposition ist, dass das eine Szene ist, die aus dem Alltag gerissen wird“, beschreibt Jastram. „Der Fischer und die Bäckerin sind Menschen, wie du und ich. Mitmenschen, die sich engagieren und mit Esswaren kommen.“ Gerade die Geschichten von Menschen, die Menschen unterstützen, seien es wert, erzählt zu werden, davon ist der Künstler überzeugt.
Die Inspiration für seine Skizzen findet Jastram vor allem auf Reisen. „Unterwegs zu sein heißt, nicht immer an den gleichen Gedanken festzukleben.“ So unterschiedlich die Inspiration für seine Figuren auch ist – alle haben eins gemein: Es sind Geschichten. Die Krippe passe da hervorragend.
Der Stall wird die Form eines Schiffshecks oder -bugs bekommen. Für die rund 30 Zentimeter großen Krippenfiguren hat der Künstler ein anderes, großes Ziel – sie sollen Spaß machen. „Für einen Bildhauer ist das eine ganz besondere Aufgabe“, erzählt Jastram. „Ich baue die Krippe speziell für die Menschen, die in der Gemeinde arbeiten, sich dort versammeln und aufhalten.“
Die Krippe soll für die Gemeinde erlebbar werden. Die fertigen Bronzefiguren dürfen deswegen sogar angefasst werden. „Jede Bronze wird schöner, wenn sie angelangt wird“, sagt Jastram. An der blanken Schnauze des Esels der Bremer Stadtmusikanten könne erkannt werden, wie sehr diese Arbeit geliebt wird.
Genau das werde aber noch eine Herausforderung, sagt Amrei Magdanz. Um Weihnachten kämen jedes Jahr hunderte Menschen in den Schleswiger Dom, erklärt die Kulturmanagerin. „Die Figuren müssen auch gesichert stehen.“ Wie und wo genau die Krippe im Dom zu sehen sein wird, bleibe deswegen eine Überraschung.
Die Kulturmanagerin freut sich besonders, dass alte Materialien aus dem Dom in der Krippe eine neue Aufgabe bekommen. „Mit der Sanierung des Doms haben wir eine neue Bestuhlung bekommen. Aus einem Teil des Holzes der alten Bänke wird der Schiffsrumpf entstehen“, erzählt Magdanz.
Finanziert werde die neue Krippe ausschließlich aus Spenden. „Das ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Kirchengemeinde und allen, die mithelfen möchten“, erklärt Magdanz. Derzeit reichen die Spenden für die ersten drei Figuren, bis Weihnachten vielleicht auch für die ersten fünf. Wann die Krippe vollständig sein wird, bleibt ungewiss. „Das kann im kommenden Jahr sein, oder erst in fünf, mal schauen“, sagt Magdanz. Zur Präsentation der Krippe seien aber auf jeden Fall Josef, Maria und das Jesuskind da.