Ranger vermitteln zwischen Mensch und Natur

Seit Ende 2023 sind zwölf Rangerinnen und Ranger in einigen Naturschutzgebieten in Schleswig-Holstein unterwegs. Ihre Aufgabe ist es, Mensch und Natur in Einklang zu bringen.

Ranger Anika Wangemann (42) und Hauke Hintz (52) im Quickborner Himmelmoor
Ranger Anika Wangemann (42) und Hauke Hintz (52) im Quickborner Himmelmoorepd-bild / Nadine Heggen

Zielstrebig kriecht die Raupe über den Lehrpfad des Quickborner Himmelmoors. Sie merkt vermutlich nicht, welches Aufsehen sie erregt: Anika Wangemann (42) und Hauke Hintz (52) zücken sofort ihre Smartphones, um per App die Art der Larve zu bestimmen. „Ach, das ist wieder die Brombeerraupe, die haben wir hier schon gestern gesehen“, sagt Hintz etwas enttäuscht, während die Raupe unbeirrt ihren Weg ins nahe gelegene Pfeifengras fortsetzt.

Hauke Hintz und seine Kollegin Anika Wangemann gehören zu den zwölf Rangerinnen und Rangern, die seit Ende 2023 in den Naturschutzgebieten in Schwansen-Angeln, Ostholstein-Lübeck, Südwest und Südost in Schleswig-Holstein anzutreffen sind. Sie sollen zur Umsetzung der Landesbiodiversitätsstrategie beitragen und Besucher über Naturschutz und entsprechende Verhaltensweisen aufklären. Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sind schon seit mehreren Jahren 17 hauptamtliche Rangerinnen und Ranger unterwegs.

Ranger: Ein Job mit Lebensqualität

90 Bewerbungen waren beim Kieler Umweltministerium nach der Ausschreibung der zwölf Stellen eingegangen, obwohl das Gehalt im unteren Drittel der Gehaltstabelle des Öffentlichen Dienstes rangiert. „Viele wünschen sich mehr Lebensqualität in ihrem Job. Und die hat man hier“, sagt Wangemann bei einem Spaziergang durch das knapp 600 Hektar große Moor.

Der Wind zieht an diesem kühlen Sommertag über Wald und Wasser, auf einem Stück Torfmoos legt eine Libelle gerade ihre Eier ab. Ursprünglich war das Himmelmoor das größte Hochmoor Schleswig-Holsteins. Um 1870 begann jedoch der Torfabbau und damit die schrittweise Trockenlegung des Feuchtgebietes. 2018 wurde der klimaschädliche Abbau schließlich beendet. Bereits seit den 1990er Jahren werden Teilbereiche wieder vernässt, 2023 wurde das Moor Naturschutz- und Naherholungsgebiet.

Hunde ohne Leine in Naturschutzgebieten verboten

Umwelt und Mensch miteinander in Einklang zu bringen, ist Hauptaufgabe der Ranger. Bei Regelverstößen können sie keine Bußgelder verhängen, sondern nur auf den Dialog und die Einsicht der Menschen setzen. Mit Familien sind sie oft im Gespräch. „Da schlagen immer zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits ist es toll, wenn Kinder im Wald spielen und die Natur entdecken. Andererseits müssen wir auf das Betretungsverbot abseits der Wege hinweisen“, sagt Hintz.

Aufgrund der Nähe zu Hamburg ist das Quickborner Moor gut besucht. Auch viele Hundehalter sind hier unterwegs, für die Ranger eine wichtige Klientel. Um den Tieren einen Ausgleich zum Stadtleben zu bieten, lassen Halter ihre Hunde in Naturschutzgebieten oft ohne Leine laufen. „Das ist aber verboten. Vögel brüten, Schafe weiden, seltene Pflanzen gedeihen. Da müssen wir mit Hundehaltern viel diskutieren“, erklärt der gelernte Landwirt.

Schafe werden von Hunden verletzt und sogar gerissen

Einige Hundehalter ließen ihre Tiere absichtlich von der Leine, damit sie mit den Schafen „spielen“ könnten. Dabei beklagen Schäfer laut dem Landesbetrieb für Küstenschutz in Husum zunehmend, dass ihre Tiere von Hunden verletzt und sogar gerissen werden.

Alles im Blick: Rangerin Hauke Hintz im Quickborner Himmelmoor
Alles im Blick: Rangerin Hauke Hintz im Quickborner Himmelmoorepd-bild / Nadine Heggen

Die Ranger wurden vor Dienstbeginn umfangreich geschult, in Erster Hilfe, Deeskalation, Hundetraining, Naturschutzrecht und Teambuilding. Die meisten Menschen reagierten freundlich und einsichtig, manche pöbelten aber auch, sagen die beiden Ranger. Wenn es brenzlig wird, dürfen sie sich zurückziehen. Das klappt nicht immer rechtzeitig: Einmal wurde Wangemann von dem Hund einer Halterin in den Arm gebissen. Die Narbe ist noch deutlich zu sehen.

Rangerin sei dennoch ihr Traumberuf, sagt die Nordfriesin, die sich fünf Jahre lang mit diversen Fortbildungen auf den Job vorbereitet hat. Beruflich war sie zuvor Bauzeichnerin im Deichbau und saß viel am Computer. „Jetzt bin ich jeden Tag draußen unterwegs und arbeite für den Naturschutz, das macht mir großen Spaß“, sagt sie und zeigt auf eine rot schimmernde Pflanze, die sich auf dem Schwingrasen des Moors ausbreitet. Es handelt sich um den fleischfressenden Sonnentau. Er steht in Deutschland auf der Roten Liste.