Die Gottorfer Moorleichen ziehen nach Dänemark: In diesen Tagen verlassen die drei Moorleichen die Museumsinsel Schloss Gottorf in Schleswig, wie die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen am Mittwoch mitteilte. Sie sollen während der Schloss-Schließung im Museum in Silkeborg zu sehen sein. Die zum Teil mehr als 2.000 Jahre alten Moorleichen gehören zu den bekanntesten Stücken in der Dauerausstellung von Schloss Gottorf und werden in speziellen Klimakisten in das 200 Kilometer weit entfernte Museum transportiert. Sie sollen erst zurückkehren, wenn die Dauerausstellung im Schloss wieder öffnet.
Zurzeit wird die jahrzehntealte Schau modernisiert, lediglich die Nebengebäude auf der Museumsinsel sind zugänglich. Ein Termin für die Wiedereröffnung steht noch nicht fest. Im Silkeborg Museum bereitet Direktor Ole Nielsen anlässlich der Auffindung des berühmten Tollund-Manns vor genau 75 Jahren eine neue Ausstellung vor. Die Gottorfer Moorleichen nehmen dabei eine zentrale Rolle in der Präsentation ein. Die neue Ausstellung „Die Schläfer im Moor“ im Museum Silkeborg ist ab 8. Oktober zu sehen. Die Schau werde die weltweit größte Sammlung gut erhaltener Moorleichen umfassen.
Besonders bekannt unter den Gottorfer Moorleichen ist das Kind von Windeby, das 1952 beim Torfabbau im Domlandsmoor südlich von Eckernförde gefunden wurde. Experten vermuteten nach ersten Untersuchungen, dass es sich bei der Leiche um eine Ehebrecherin handelte, die ins Moor gejagt worden war. Weitere Untersuchungen ergaben schließlich, dass es sich um ein 16- bis 17-jähriges, von Krankheiten und Wachstumsstörungen geschwächtes Kind handelt. Das Geschlecht ist nicht eindeutig zu bestimmen. Vermutlich starb das Kind von Windeby im 1. Jahrhundert nach Christus an den Folgen einer schweren Zahninfektion im Unterkiefer.