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Schausten: Journalismus muss Werte hochhalten und Demokratie stärken

Verrohung, Kulturkämpfe, Misstrauen, aber auch immer mehr KI: ZDF-Chefredakteurin Schausten sieht die öffentlich-rechtlichen Medien unter Druck. Warum sie auf wertorientierten Journalismus als Antwort setzt.

Nach Ansicht von ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten sollten die öffentlich-rechtlichen Medien noch stärker als bisher Werte vermitteln und die Demokratie stärken. “Wir müssen nicht nur Nachrichten und harte Fakten liefern, sondern einen Mehrwert für die Gesellschaft”, forderte sie am Samstag in Mainz beim Jahrestreffen der katholischen Journalistenschule ifp (Institut für publizistische Ausbildung).

“Wir wollen den Menschen Verlässlichkeit und Orientierung liefern und damit die Demokratie stärken.” Von den Medien werde oft Objektivität und Neutralität gefordert, doch “neutral sein ist nicht alles – wir müssen uns für Werte einsetzen und für das Gemeinwohl”. Hier sei auch eine katholische Journalistenschule besonders gefragt, wenn sie Qualitätsjournalismus und Wertevermittlung miteinander verbinde, ergänzte die ZDF-Chefin, die selbst Absolventin des ifp ist.

Der Druck auf Medien nehme enorm zu, so Schausten. Zum einen gebe es immer mehr autokratische Regierungen und populistische Strömungen weltweit, die die Meinungsfreiheit einschränken wollten. Kulturkämpfe würden lauter, und die Sprache verrohe immer weiter in Teilen der Gesellschaft. Auch Angriffe auf die öffentlich-rechtlichen Medien würden häufiger und schärfer – “und das längst nicht mehr nur an den Rändern, sondern bis in die Mitte der Gesellschaft hinein”.

Zum anderen sorge die rasante Entwicklung bei Künstlicher Intelligenz (KI) dafür, dass viele schon dadurch ihre schnelle Versorgung mit Nachrichten erhielten: “Auch wenn dort nur vielleicht 80 Prozent richtig sind, reicht das vielen schon.”

Aus Schaustens Sicht muss Qualitätsjournalismus daher noch stärker als bisher auf gute Recherchen, Unabhängigkeit, Werteorientierung und Faktenchecks setzen. “Wir müssen glaubwürdig sein und den Menschen vermitteln, was wahr und was falsch ist.” Auch Formate und Berichte nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen könne eine KI nicht in der Form leisten wie guter Journalismus.

Das ifp wurde 1968 im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Seither absolvierten mehr als 3.000 Journalistinnen und Journalisten dort Aus- und Fortbildungen. Zu den “Institutlern” gehören neben Schausten viele bekannte und preisgekrönte Medienschaffende wie Claudia Nothelle, Anne Reidt, Klaus Brinkbäumer, Wolfgang Büchner, Thomas Gottschalk, Heribert Prantl und Stefan Leifert.