Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März hat die Schauspielerin Gesine Cukrowski (55) beklagt, dass die Lebenswelt von Frauen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren im Fernsehen nicht ausreichend abgebildet wird. Diese sei „wie so ein richtig blinder Fleck in der Fernsehlandschaft“, sagte Cukrowski dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Fernsehen in Deutschland gebe es nur Großmütter, „böse Stiefmütter“ oder selten mal eine ältere Kommissarin – „nie aber zwei“, kritisierte sie.
Eine Studie der MaLisaStiftung aus den Jahren 2017 bis 2020 zeigt, dass Frauen ab 50 Jahren nur noch 20 Prozent aller Film- und Fernsehrollen offen stehen. Cukrowski betonte, dass demgegenüber im Medienstaatsvertrag festgeschrieben sei, „dass die Sender verpflichtet sind, unsere Gesellschaft so abzubilden, wie sie ist.“
Cukrowski hörte nach eigenen Worten das erste Mal mit 30 Jahren, dass sie zu alt für viele Rollen sei. Manche hätten das Glück, länger vor der Kamera jünger zu wirken, doch irgendwann fehlten die Angebote. „Geschichten, in denen eine Frau zwischen 50 und 60 eine Hauptrolle spielt, mit den entsprechenden Themen dieser Lebensphase, finden in Deutschland fast nicht statt“, kritisiert die Schauspielerin, die aus Serien wie „Der letzte Zeuge“ oder „Hotel Mondial“ bekannt ist.
An Drehbuchautorinnen und -autoren, die solche Figuren in Filme hineinschreiben, fehle es zwar nicht, allerdings würden sie damit kein Geld verdienen. „Dann wird gesagt, tolle Figur, aber mach die mal 15 Jahre jünger“, sagte Cukrowski.
Eine 2022 vorgestellte Untersuchung des Instituts für Medienforschung an der Universität Rostock ergab, dass die Präsenz von Frauen ab Mitte 30 in Filmen und Serien kontinuierlich abnimmt. Laut Studie werden 70 Prozent der zentralen Filmrollen in der Altersgruppe 50plus von Männern verkörpert.
Zusammen mit der Journalistin Silke Burmester hat Cukrowski im Februar 2023 die Kampagne „Let’s Change The Picture“ ins Leben gerufen, die sich für ein zeitgemäßes Bild von Frauen ab 50 Jahren einsetzt. Momentan verkörpert die Schauspielerin Astrid Lindgren im Stück „Astrid aus Smalland“ auf verschiedenen deutschen Bühnen. „Lindgren ist ein sehr, sehr gutes Beispiel dafür, dass man Frauen auch unabhängig vom Alter betrachten kann. Sie ist eine Frau, die das Alter vergessen macht“, sagte sie.