Schauspieler: KI wird unsere Arbeit “wegrationalisieren”
Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt bereits – und wird das künftig wohl noch viel stärker tun. Das betrifft auch die Film- und Theaterbranche. Ein bekannter Schauspieler warnt dennoch vor Schwarzmalerei.
Schon jetzt könnte Künstliche Intelligenz den Großteil der Synchronisation von Filmen und Serien übernehmen: Das beobachtet der Schauspieler Heinrich Schafmeister (“Comedian Harmonists”, “Es ist nur eine Phase, Hase”). Technisch sei es möglich, “dass ein einziger Schauspieler die deutsche Fassung eines kompletten Spielfilms einspricht, alle Rollen, alle Dialoge. Das kann eine KI dann mit der jeweiligen Stimmfärbung der Originalschauspieler ausspielen”, sagte Schafmeister der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag). Bei Kinofilmen werde dies noch nicht gemacht, aber “die Entwicklung ist rasend schnell”.
Solche KI-Produktionen seien “natürlich weniger aufwendig und viel billiger als die heutige Synchronproduktion. Ein Studio müsste nicht mehr den tollen Christian Brückner für eine gute Gage engagieren, um Robert De Niro zu synchronisieren, ein austauschbarer Sprecher mit sauberer Artikulation genügt völlig.” Dies betreffe in Deutschland nicht nur die etwa 1.100 hauptberuflichen Synchronsprecherinnen und -sprecher, so Schafmeister, sondern “die gesamte Branche”.
Er erlebe viel Ratlosigkeit, was dieses Thema angehe, sagte der Darsteller, der im Vorstand des Bundesverbands Schauspiel ist. Sicherlich würden nicht alle durch KI ersetzt, aber viele Schauspieler machten neben Film und Theater auch Synchronarbeiten. “Die KI wird die Arbeit von Schauspielern wegrationalisieren.”
Zugleich betonte Schafmeister, er möge keinen Jammerton. “Schauspielerei ist der schönste Beruf der Welt”, sagte der 67-Jährige. Als er am Theater angefangen habe, sei er gewarnt worden, dass diese Kunstform bald untergehen werde. Doch “das Theater gibt es immer noch”. Er glaube sogar, dass das Theater “ein großes Revival” erleben könnte, “wenn wir alle es satthaben, immer nur auf Bildschirme zu schauen, und wieder richtige Menschen auf einer Bühne sehen wollen”.