Schauspieler Friedel: Durch Wissen um Tod wird das Leben reicher

Die Frage nach dem Sinn des Lebens und dem, was danach kommt, stellt sich auch Schauspieler Christian Friedel. Eine Erkenntnis: Dinge nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag aufschieben.

Christian Friedel (45), Schauspieler, hat ein besonderes Verhältnis zur Endlichkeit menschlichen Lebens. „Mein Vater starb, als ich noch auf die Schauspielschule in München ging, und meine Mutter vor elf Jahren. Sie wurden beide sehr plötzlich aus dem Leben gerissen“, sagte Friedel der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ (Donnerstag). Geblieben sei ihm seine Schwester, zu der er ein sehr enges Verhältnis habe. „Durch das Wissen um den Tod wird auch das Leben reicher.“

Auf die Frage, wie er diese Erkenntnis lebe, antwortete Friedel: „Ich möchte nicht bis zur Rente warten, bis ich mir etwas leiste. Ich versuche im Hier und Jetzt zu leben und zu akzeptieren, was gerade bei mir Phase ist. Selbst wenn ein Traum, den man hat, noch nicht in Erfüllung gegangen ist, kann er doch noch wahr werden. Es ist nie zu spät.“

Mit Blick auf den eigenen Tod meinte der Schauspieler: „Es wäre ein beruhigender Gedanke, wenn nur die körperliche Hülle zerfallen würde.“ Er fände es schrecklich, wenn der Mensch nur zu einem Staubkorn würde und alle Energie, die Trauer, die Freude, wäre einfach umsonst. Als Realist müsse er allerdings Zweifel anmelden, dass es anders kommen könne.

Sich selbst bezeichnete Friedel als perfekten Heiden. „Doch ich bin mir bewusst, dass es vieles in der Wissenschaft gibt, was nicht endgültig geklärt ist. Wir wissen alle nicht, wie aus nichts irgendetwas entstehen kann. Oder was vor dem Nichts war. Und selbst wenn schon immer etwas war – was bedeutet das für uns, die einen Anfang und ein Ende kennen?“ Das sei für ihn „dann doch auf eine Art göttlich: etwas, das wir nicht fassen können.“ Religion vermittle den Menschen, dass sie nicht alleine seien. „Das finde ich gut. Aber wenn es in strikte Regeln mündet, wie man zu leben hat, wird es für mich schwierig.“

Der gebürtige Magdeburger Friedel verkörpert in dem oscarnominierten Spielfilm „The Zone of Interest“ den Lagerkommandanten des KZ Auschwitz, Rudolf Höß. Er wirkte zuvor bereits in zahlreichen Großproduktionen mit, wie dem Film „Das weiße Band“ (2009) und in der Serie „Babylon Berlin“ (seit 2017).