Sant’Egidio verurteilt geplante Hinrichtung durch Stickstoff

Einen Tag vor der geplanten Hinrichtung eines Inhaftierten im US-Bundesstaat Alabama durch Stickstoff hat die internationale katholische Gemeinschaft Sant’Egidio scharfe Kritik geübt. Die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, solle den Verurteilten Kenneth Smith begnadigen und die Todesstrafe aufheben, forderte Sant’Egidio-Vertreter Tobias Müller am Mittwoch in Berlin. Die Hinrichtung, sollte sie stattfinden, setze einen neuen Standard in Bezug auf mangelnde Menschlichkeit.

Müller zufolge sprachen sich weitere Vertreter Sant’Egidios unter anderem in Rom, Paris und Barcelona gegen die Hinrichtung aus, um den Druck auf die Gouverneurin zu erhöhen, die Exekution zu stoppen. Auch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sowie der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk hatten den US-Bundesstaat Alabama scharf kritisiert.

Einen Menschen hinzurichten, indem man ihm Stickstoff zuführt, ist eine sehr umstrittene und bislang unerprobte Methode. Amnesty International hatte Alabama deshalb vorgeworfen, mit einem Menschen zu experimentieren. Nach Einschätzung der Organisation könne die Methode Folter gleichkommen. Bereits 2022 war eine geplante Hinrichtung des Verurteilten durch Injektion gescheitert. Dies sei für den Betroffenen qualvoll gewesen; seither leide er unter posttraumatischen Belastungsstörungen.

Laut Amnesty war Smith 1988 zum Zeitpunkt des ihm zur Last gelegten Auftragsmords 22 Jahre alt und hatte eine von schwerer häuslicher Gewalt geprägte Kindheit hinter sich. Der heute 58-Jährige sei bereits seit 34 Jahren inhaftiert. Er soll im Todestrakt ein gewaltfreies, respektvolles und konstruktives Mitglied der Gemeinschaft gewesen sein.

Seitdem sich europäische Arzneimittelhersteller weigern, ihre für Narkose und Heilung gedachten Medikamente zur Tötung von Menschen in US-amerikanische Gefängnisse zu liefern, suchen US-amerikanische Justizbehörden neue Hinrichtungsmethoden. Die USA halten auf nationaler Ebene an der Todesstrafe fest. Dasselbe gilt für zahlreiche US-Bundesstaaten. In den Vereinigten Staaten wurden laut Statistik nach einer längeren Aussetzung der Todesstrafe seit 1976 mehr als 1.580 Menschen hingerichtet.