Safari im eigenen Garten

Insekten, Vögel und andere Kleintiere – Andreas Deppermann interessiert sich für alle Lebewesen, die in seinem Garten leben. Er fotografiert sie und schaut nach, um welches Tier es sich handelt. Seine Bilder können im Internet betrachtet werden

Kaum eine Woche, in der Andreas Deppermann nicht neue Gäste in seinem Garten entdeckt. In dem Moment fällt sein Blick auf einen Schmetterling: „Den kenne ich noch nicht, den muss ich fotografieren. Und dann recherchieren, was das für einer ist.“ Die Kamera hat er immer griffbereit, wenn er im Garten ist. Oder auf der Terrasse.
Andreas Deppermann ist seit 2001 Pfarrer in Dorsten-Holsterhausen. Er wohnt mit seiner Frau – die Kinder sind aus dem Haus – am Ortsrand. Hinter dem Haus beginnt der Wald. Schon seit seiner Kindheit interessiert er sich für Tiere. „Früher waren es eher die Vögel, die ich gerne beobachtete“, sagt er. „Zur kleinen Tierwelt bin ich erst duch das Fotografieren gekommen.“ Seit er eine digitale Kamera hat, macht er Bilder von allem, was in seinem Garten kreucht und fleucht. „Ich genieße es, dass ich dann in aller Ruhe nachschauen kann, was das für ein Wesen ist.“

Erst fotografieren, dann recherchieren

Anfangs war es eine gelegentliche Spielerei. Doch dann hat der Hobbyfotograf vor acht Jahren im Internet die Seite www.naturgucker.de entdeckt. Dort kann man sich eintragen und eigene Fotos hochladen. Die Daten, die gesammelt werden, können wissenschaftlich genutzt werden. „Außerdem bekommt man Unterstützung, zum Beispiel dabei, herauszufinden, was man fotografiert hat.“ Es gibt sogar Treffen der Beteiligten. Aber dafür hat der Pfarrer wenig Zeit.
Inzwischen hat er rund 800 Arten bei Naturgucker hochgeladen. Alle aus seinem Garten. „Irgendwann werde ich die 1000er-Marke knacken“, meint er. Andreas Deppermann fotografiert mit einer so genannten Bridge-Kamera. Da muss er keine Objektive wechseln, kann aber schnell auf Tele und Makro umschalten. Das Fotografieren ist Mittel zum Zweck, es geht ihm in erster Linie um die Tiere.
„Ich finde es interessant zu sehen, wer in unserem Garten wohnt, welche Tiere da Lebensraum finden“, erklärt er. Er gestaltet mit seiner Familie den Garten vielseitig: „Unsere Mitbewohner sollen sich wohlfühlen.“ So ist nur ein Teil des Rasens gemäht, den anderen lässt er wachsen. Hinter dem Haus hat er einen Teil, wo wild wachsen darf, was wachsen will. „Das ist nicht so vorzeigbar,  mir aber wichtig. Da leben wieder ganz andere Arten.“ Steingärten sind Andreas Deppermann ein Gräuel. „Das sieht vielleicht ordentlich aus, aber sie sind tot – ohne Lebensraum.“
In seinem Garten bleibt auch mal Holz liegen, denn viele Insekten nisten gerne darin. Der Tierfreund blickt in den Garten. Eine Meisenfamilie vergnügt sich an der Vogeltränke. „Man kann mit so wenig Mitteln viel erreichen“. sagt Deppermann. Schon ein Blumenuntersetzer mit Wasser zieht verschiedene Vögel an. Auch mehrere Nistkästen hat er im Garten verteilt: für Vögel, aber auch Nisthilfen für Wildbienen oder Bienenhotels.
„Gottes Schöpfung ist ungeheuer vielfältig“, sagt er begeistert. „Da muss man nicht zur Safari nach Afrika. Das geht auch im Garten.“ Inzwischen hat er ein großes Wissen über die heimischen Vögel, Tiere und Insekten. „Ich weiß recht gut, wann im Jahr welche Tiere auftauchen“, sagt er. „Unter den Schmetterlingen sind der Distelfalter und das Taubenschwänzchen nur Tagesgäste. Zweimal im Jahr kommt die Gebirgsstelze vorbei – sie legt auf ihrem Durchzug hier einen Stopp ein.“
Was ihm noch fehlt sind die Nachttiere. Bei den Nachtfaltern etwa gäbe es noch einiges zu entdecken. Aber da gibt es auch Grenzen. „Gerade in der Nacht – da muss man die Tiere erst mal entdecken. Und auch das Fotografieren ist da anspruchsvoller.“

Eine begeisternde Freizeitbeschäftigung

Ein großes Anliegen ist Andreas Deppermann der Artenschutz. „Ich finde, wir sollten umdenken und unsere Gärten anders gestalten. Ein Garten sollte Lebensraum sein – nicht picobello.“ Ein weiteres Problem sieht er in der Landwirtschaft. „Es wird so viel Monokultur angebaut. Und das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat trägt auch nicht zur Erhaltung der Arten bei.“ Deppermann schätzt die Arbeit des Naturschutzbundes und hat auch schon einige Male an der Vogelzählung des Nabu teilgenommen. „Ich freue mich, wenn sich das Insekt des Jahres bei mir im Garten finden lässt.“
Seine Familie teilt zwar sein Hobby nicht, akzeptiert es aber. „Manchmal machen sie sich ein bisschen lustig über mich“, meint der Pfarrer. „Aber sie finden es gut, dass ich da etwas habe, was mir so viel Freude bereitet.“ Tierbeobachtung kann er jedem empfehlen. „Das ist eine begeisternde Freizeitbeschäftigung.“