Saar-Universität gründet Zentrum für geschlechtsspezifische Medizin

Die Universität des Saarlandes gründet an der medizinischen Fakultät in Homburg ein Centrum für geschlechtsspezifische Biologie und Medizin (CGBM). „Das Bewusstsein dafür, dass Männer und Frauen unterschiedliche Symptome aufweisen können und unterschiedlich auf Medikamente reagieren, ist in der Medizin inzwischen vorhanden“, erklärte die Universität am Dienstag in Saarbrücken. Die Forschung dazu stehe jedoch noch am Anfang. Mittelfristig sollen den Angaben zufolge mehr als 150 Menschen in Forschung und Entwicklung am CGBM arbeiten.

Der Professor für Molekulare Physiologie, Frank Kirchhoff, erklärte, die Grundidee sei, die Expertise der Universität des Saarlandes auf dem Gebiet der zellulären Signalverarbeitung in dem Zentrum zu bündeln. Auf dieser Grundlage sollten die Mechanismen von geschlechtsabhängigen Krankheitsverläufen untersucht werden. Meist spielten mehrere Organe, die miteinander auf zellulärer Ebene kommunizieren, eine Rolle bei solchen Krankheiten.

Als Beispiel nannte die Universität etwa die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS). Frauen hätten ein dreifach höheres Risiko als Männer, an ihr zu erkranken. „Dennoch zeigen Männer mit MS eine stärkere Schädigung der Nervenfasern und sogar höhere Raten von Behinderungen und Sterblichkeit“, teilte die Hochschule mit. Die genauen Ursachen der MS seien bisher noch unbekannt. Weitere Unterschiede gebe es etwa bei Herzinfarkten. Während Männer einen Notarzt rufen sollten, wenn ein plötzlicher und starker Schmerz vom Brustkorb in den linken Arm ausstrahlt, litten Frauen eher an diffuseren Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch.