Russland trauert um Terroropfer – Papst verurteilt „feige“ Tat

Über 130 Menschen sind bei einem Anschlag in der Nähe der russischen Hauptstadt Moskau getötet worden. Die internationale Anteilnahme ist trotz des anhaltenden Ukraine-Kriegs groß. Auch der Papst äußert sich betroffen.

Der Anschlag auf eine Konzerthalle nahe Moskau mit mehr als 130 Toten sorgt weiter für internationale Anteilnahme. Während in Russland am Sonntag ein landesweiter Trauertag begangen wurde, meldete sich Papst Franziskus beim Mittagsgebet im Vatikan zu Wort. Vor 60.000 Besuchern auf dem Petersplatz verurteilte das katholische Kirchenoberhaupt den „feigen Terroranschlag“. Mit Blick auf die Opfer sagte Franziskus: „Möge der Herr sie in seinen Frieden aufnehmen und ihre Familien trösten. Möge er die Herzen derjenigen bekehren, die diese unmenschlichen Taten planen, organisieren und ausführen, die Gott verletzen, der geboten hat: ‚Du sollst nicht töten.'“

Zuvor hatten bereits – trotz der anhaltenden diplomatischen Verwerfungen wegen des Ukraine-Kriegs – zahlreiche Regierungen in aller Welt kondoliert. Auf der Online-Plattform X schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Samstag: „Wir verurteilen den schrecklichen Terrorangriff auf unschuldige Konzertbesucher in Moskau. Unsere Gedanken sind mit den Angehörigen der Opfer und allen Verletzten.“ Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenende): „Nach allem, was bisher bekannt ist, ist davon auszugehen, dass die Terrorgruppe ‚Islamischer Staat Provinz Khorasan‘ den mörderischen Terroranschlag in der Nähe von Moskau zu verantworten hat.“ Von dieser Gruppe gehe derzeit auch in Deutschland die größte islamistische Bedrohung aus.

Der „Islamische Staat“ reklamierte den Angriff in Russland durch seine berüchtigte Medienagentur Amak für sich. Über die entsprechenden Internetkanäle brüstete sich die Terrormiliz damit, eine große Versammlung von Christen in der Stadt Krasnogorsk attackiert zu haben. Mehrere bewaffnete Männer waren am Freitagabend in die dortige Konzerthalle eingedrungen und feuerten wahllos auf Besucher. Am Ende stand ein Großteil des Gebäudes in Flammen. Dutzende Verletzte, darunter auch Kinder, sind weiter in kritischem Zustand.

Während westliche Experten das Bekenner-Statement für authentisch halten, hält sich die russische Regierung mit einer Bewertung zurück. Präsident Wladimir Putin brachte indes eine mögliche Verwicklung des Nachbarlandes Ukraine ins Spiel, gegen das Russland seit mehr als zwei Jahren Krieg führt. In einer TV-Ansprache sagte Putin, die vier festgenommenen Hauptverdächtigen hätten versucht, über die Ukraine zu fliehen. Die ukrainische Regierung wies derartige Spekulationen über eine Beteiligung an dem Terrorangriff umgehend zurück und warf ihrerseits Russland vor, ihn politisch zu instrumentalisieren.

Der UN-Sicherheitsrat forderte am Wochenende eine Aufklärung des „feigen und abscheulichen Terroranschlags“. Täter, Drahtzieher, und Geldgeber müssten zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es in einer Erklärung des Gremiums mit Sitz in New York. Alle Staaten seien aufgefordert, dabei aktiv mit der russischen Regierung zusammenzuarbeiten.

Unterdessen gedachten am Sonntag Trauernde in ganz Russland der Opfer des Angriffs. Am Tatort, der Crocus City Hall am Stadtrand Moskaus, bildete sich eine lange Menschenschlange. Viele legten Blumen nieder. Mehrere Kirchenvertreter reagierten ebenfalls betroffen. Moskaus katholischer Erzbischof Paolo Pezzi sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. „Heute sind unsere Herzen voller Entsetzen und Schmerz, aber wir sollten nicht vergessen, dass unser Leben und das Leben aller Menschen in Gottes Hand liegt“, erklärte Pezzi auf der Website des Erzbistums. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. beklagte „Zynismus“ und Grausamkeit des Terrorakts. Das Kirchenoberhaupt zeigte sich überzeugt, dass die Behörden den Anschlag aufklären und die Verantwortlichen vor Gericht bringen.