Rund 130 Atomkraftgegner demonstrieren gegen Brennelementefabrik

Rund 130 Atomkraftgegner haben am Sonnabend im emsländischen Lingen nach Veranstalterangaben erneut gegen die dortige Brennelementefabrik demonstriert. Der Protest richtete sich vor allem gegen den geplanten Einstieg des russischen Staatsunternehmens Rosatom in die Fertigung von Brennelementen. Der Betreiber der Fabrik, der französische Atomkonzern Framatome, will durch die Kooperation mit Rosatom künftig auch Brennstäbe für Atomkraftwerke russischer oder sowjetischer Bauart herstellen. Die Polizei sprach von 100 Teilnehmenden.

Bei einer Kundgebung am Bahnhof sprach unter anderem der Träger des Alternativen Nobelpreises 2021, der russische Umweltschützer Vladimir Slivyak. Er warnte nach Angaben der Organisatoren eindringlich davor, Rosatom mit an Bord zu holen. Der Kreml werde versuchen, auf diese Weise geopolitisch Einfluss zu nehmen.

Der Demonstrationszug sei unterwegs von Passanten angepöbelt worden, berichtete ein Polizeisprecher. Die Beamten hätten den Streit jedoch schlichten können. Die Demonstranten kritisierten, dass der Konzern durch das Joint-Venture mit Framatome Zugang zu Personal und Know-How erhalte. Spionage und Sabotage könnten die Folge sein. Die Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland umfassen bislang nicht den Nuklearsektor.

„Mit der Demonstration wollen wir die brandgefährlichen Atompläne für Lingen wieder in den Fokus rücken“, sagte Alexander Vent vom Lingener Bündnis gegen Atomkraft. Das niedersächsische Umweltministerium müsse den Antrag von Framatome auf die Erweiterung der Produktion ablehnen. Eine Grundlage für die Entscheidung ist ein Erörterungsverfahren am 20. November in Lingen, bei dem über mehr als 11.000 schriftliche Einwendungen diskutiert wird.

Die Atomanlage in Lingen sowie die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau müssten stillgelegt werden, forderten die Demonstranten weiter. Beide Anlagen sind vom deutschen Atomausstieg ausgenommen und verfügen über unbefristete Betriebsgenehmigungen. Zu den Protesten hatte ein Bündnis von etwa 20 Anti-Atomkraft-Organisationen und Umweltverbänden aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen aufgerufen.