Ruf nach Islamischem Religionsunterricht gegen Radikalisierung
Wie Islamismus bekämpfen? Nach der tödlichen Messerattacke in Solingen stellt sich verstärkt die Frage. Die Pädagogin Kaddor misst dem islamischen Religionsunterricht eine große Bedeutung zu.
Um Musliminnen und Muslime vor Radikalisierung zu bewahren, plädiert die Grünen-Politikerin und Religionspädagogin Lamya Kaddor für mehr islamischen Religionsunterricht an Schulen. “Wir müssen dieses Angebot stärker in die Fläche bringen”, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). Der Religionsunterricht diene dazu, Kinder und Jugendliche zu religiös mündigen Menschen zu erziehen.
Ähnlich äußerte sich die CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere NRW-Integrationsministerin Serap Güler. Islamunterricht unter deutscher Schulaufsicht könne bei der Aufklärungsarbeit helfen. Zugleich verlangte Güler, gegen die Radikalisierung im Internet vorzugehen. Notwendig sei eine stärkere Zusammenarbeit mit sogenannten Internetagenten, die Hassprediger in sozialen Medien suchen und den Sicherheitsbehörden melden. Der Verfassungsschutz setze solche virtuellen Agenten ein, um Informationen über extremistische Szenen zu sammeln.
Kaddor forderte von den Islamverbänden mehr Präventionsarbeit: “Islamisten suchen sich Menschen, die den Koran nicht historisieren und kontextualisieren können.” Für diese Einordnung brauchten Menschen Wissen. “Das kommt in den Moscheegemeinden leider zu kurz.” Güler sieht die Jugendorganisationen der Moscheegemeinden in der Verantwortung: “Auch sie müssen viel entschiedener ihrer Aufklärungs- und Integrationsrolle nachgehen.”
Laut dem Mediendienst Integration gibt es derzeit islamischen Religionsunterricht oder islamische Religionskunde in 11 der 16 Bundesländer. Im Schuljahr 2022/23 hätten rund 900 Schulen knapp 70.000 Schülerinnen und Schüler in dem Fach unterrichtet. Bundesweit gebe es eine Million Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens.