Rückblick auf die Landessynode der EKBO

Themen, Debatten, Beschlüsse. So lief die Frühjahrstagung der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz am 21./22. April .

Am 21. und 22. April tagte die Landessynode der Evangelischen Kircche Berllin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz
Am 21. und 22. April tagte die Landessynode der Evangelischen Kircche Berllin-Brandenburg-Schlesische OberlausitzMatthias Kaufmann

„Es fällt ja unendlich schwer und zerreißt uns, mich jedenfalls, der ich hier ,Ja‘ sage, obwohl ich mit so vielen so sicher war, den Rest ­unseres Lebens dazu ,Nein‘ sagen zu können. Niemand, dieses oder jenes antwortend, niemand macht es sich einfach an diesem Punkt. Beides gehört zu unserer Kirche.“ So beschrieb Bischof Christian Stäblein den Gewissenskonflikt angesichts von Waffenlieferungen an die Ukraine in seinem „Wort des ­Bischofs“ an die Synodalen.

Wie ­divers die EKBO ist, bezogen auf Meinungen und Menschen, machte auch die 6. Tagung der Landessynode wieder deutlich. Die Themen reichten vom Krieg in der Ukraine und seinen Folgen, dem Jahr der Taufe, der Frage des Tempolimits und der Schöpfungsbewahrung, den Kirchenaustrittszahlen bis zu Künstlicher Intelligenz.

Bischofswort

Transformationsprozesse an vielen Stellen in der Kirche ­beschrieb Stäblein in ­seinem ­Bischofswort. Dazu gehörten die spontanen Tauf­en, die es, wie er sagte, schon seit dem ersten Pfingstfest gebe. „Wenn sich 3000 Menschen taufen lassen, wie es die Bibel berichtet, was war das ­anderes als eine Pop-Up-Taufe?“

In der Debatte über Aktionen der Klimaschutzaktivisten der Initiative „Letzte Generation“ forderte ­Stäblein mehr Sachlichkeit. Er sei ­erschrocken über „die Aggression, mit der im Moment in manchen Medien auf die engagierten Menschen losgegangen“ werde.

Bischof Christian Stäblein
Bischof Christian StäbleinMatthias Kauffmann

Sorgen wahrnehmen

Stäblein sagte, er lehne zwar die Methoden der Aktivisten ab. Rechtsbruch dürfe weder unterstützt noch legitimiert werden. Es sei jedoch Aufgabe insbesondere auch der Kirche, die Sorgen wahrzunehmen, das Gespräch zu suchen und Brücken zu bauen. Es sei wichtig, mit den meist jungen Menschen zu reden und Gesprächsräume zu eröffnen. Sie seien „in größter ­Sorge um die Schöpfung und das Tempo unseres Umsteuerns“. Dankbarkeit für die Schöpfung verpflichte auch zum Klimaschutz. Die Kirche sei jedoch kein „Verein für Klimaschutz mit angehängtem Glauben“.

Zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine sagte Stäblein weiter in seinem Bischofswort, die Kirche stehe an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer. „Wir sind da für die geschundenen Seelen und Herzen der Kinder, der Menschen dort und hier“, betonte er. Unter anderem die von diesem Angriffskrieg ausgelösten friedensethischen Debatten machten es überfällig, die länger unbesetzte Stelle des Friedens­beauftragten der EKBO zu besetzen. Er schlug dafür den Pfarrer des Garnisonkirchturms, Jan Kingreen, vor.

Lösungen für russische Kriegsdienstverweigerer

Der Synodale und Mitglied des Ältestenrats, Jürgen Israel, stellte in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob die Kirchenleitung im Gespräch sei mit staatlichen Stellen, um humanitäre Lösungen für russische Kriegsdienstverweigerer zu finden und welche Möglichkeiten der Hilfe sie sehe. Pröpstin Christina-Maria Bammel antwortete, dass man alles möglich machen würde, um im Einzelfall zu helfen und dass die Kirchenleitung sich für eine finanzielle Fortführung der Arbeit entschieden habe.

In der Debatte über Künstliche Intelligenz (KI) rief Stäblein zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit neuen Technologien auf. Der Einsatz von KI und dem Textsystem ChatGPT lasse „in einem Maße nach Ethik, möglicherweise auch einem Moratorium fragen, wie schon lange kein Prozess mehr“, sagte er. Die Stimme der Kirche sei in der ethischen Debatte zum Thema KI jedoch „noch nicht recht vernehmbar“, betonte er: „Ich bin überzeugt, wir brauchen schnellstmöglich einen ThinkTank auf Ebene der EKD oder der Landeskirche, der sich den ­damit verbundenen Fragen stellt. Alles andere wäre fahrlässig.“

Präsident*innenwahl

Technologische Transformationsprozesse werden auch auf der Verwaltungsebene immer relevanter, und gehören in das Aufgabengebiet eine*r Konsistorialpräsidenten*n. Auf der Synode stellten sich drei Kandidierende für das ­juristische Leitungsamt der Landeskirche vor. Zur Wahl standen Christine Rieffel-Braune von der Stiftung Humboldt Forum, Viola Vogel vom Vorstand der Diakonie Sachsen und Simon Welten, Landgerichtspräsident in Cottbus. Der bisherige Konsistorialpräsident Jörg Antoine hatte sein Amt zu Jahresbeginn vorzeitig abgegeben. Rieffel-Braune betonte in ihrer Bewerbung, dass die Zukunft der Landeskirche „in Gemeinschaft miteinander“ gestaltet werden müsse. Vogel sagte, Aufgabe der Kirchenverwaltung sei, den Kirchengemeinden zu dienen, sie von Verwaltung zu entlasten. Alle Regionen der Landeskirche ­seien dabei „von gleicher Ehre“. Zugleich betonte sie, um weiter Vielfalt zu gewährleisten, müsse auch das Ehrenamt gestärkt werden. Die Ost-Erfahrungen aus der Landeskirche müssten zudem in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mehr Gehör finden.

Welten, Präsident des Landgerichts Cottbus, sagte, die Kirche müsse zukunftsfähig gemacht werden, damit sie ungeachtet sinkender Mitgliederzahlen ihren Auftrag weiter wahrnehmen könne.

Der Synodenbanner vor der St. Bartholomäuskirche
Der Synodenbanner vor der St. BartholomäuskircheMatthias Kaufmann

Glückwunsch an Viola Vogel

Nach den Vorstellungen hatten die Synodalen noch in kleinen Gesprächsrunden die Möglichkeit, den Kandidierenden auf den Zahn zu fühlen. Am Synodensamstag wurde Viola Vogel dann zur neuen Chefjuristin der EKBO gewählt. Sie erhielt im ersten Wahlgang bereits die nötige Mehrheit mit 65 Stimmen der 97 abgegebenen Stimmen.

Danach stellten auch die Direktor*innen der Werke der EKBO ihre Jahresb­erichte vor. Darunter das Amt für kirchliche Dienste (AKD), das Berliner Missionswerk (BMW), das 2024 sein 200-jähriges Bestehen feiert, die Gossner Mission und das Diakonische Werk (DWBO). Matthias Spenn vom AKD infor­mierte darüber, dass das sanierte Tagungshaus seit März in Benutzung sei und man hoffe, in einem Jahr das neue Verwaltungsgebäude beziehen zu können.

Unrühmliche Berichterstattung

Die Frage aus der Synode, ob die Stelle von Andreas Goetze, bis letztes Jahr landeskirchlicher Pfarrer für den interreligiösen Dialog in der EKBO, wiederbesetzt werde, konnte Christof Theilemann vom Missionswerk mit Ja beantworten. Bundesweit gibt es aktuell eine zweite Ausschreibungsrunde, nachdem die erste nicht erfolgreich war.

Die Synodalen von oben
Die Synodalen von obenMatthias Kauffmann

DWBO-Direktorin Ursula Schoen erwähnte noch einmal auf der Synode die in ihren Augen unrühmliche Rolle der Medien in Bezug auf die Bericht­erstattung zum vom Johannesstift betriebenen Pflegeheim in Berlin-Wedding und versicherte, es sei „wirklich alles getan worden, damit die Menschen, die umziehen mussten, auch gut aufgenommen und begleitet worden“. Bischof Stäblein wies seinerseits darauf hin, dass teilweise „auch falsche Entscheidungen getroffen“ worden seien und forderte mehr finanzielle Ressourcen von der Gesellschaft. „Ich habe versucht, mich auch deutlich in dieser Gemeinschaft von Diakonie und Kirche für das um Entschuldigung zu bitten, was hier falsch gelaufen ist. Da gibts dann auch nichts dran zu deuteln.“ Ende Februar dieses Jahres hatte die Johannesstift Diakonie den dort lebenden Senior*innen gekündigt. Nun nutzt das Paul-Gerhardt-Stift den Wohnraum für Geflüchtete.

Kirche ohne Rassismus

Wichtig auf der Tagung war auch der Zwischenbericht der Steuerungsgruppe „Kirche ohne Rassismus“. Auf der Herbstsynode 2021 hatte das Kirchenparlament einem Antrag der EJBO zugestimmt, rassismuskritische Kirche zum Thema einer Synodentagung zu machen. In diesem Zuge konstituierte sich ein Team, bestehend aus haupt- und ehrenamtlich in der Kirche Beschäftigten und Expert*innen sowie Aktivist*innen. Bedeutend in diesem Prozess sei es, nichts „von oben“ zu verordnen, sondern die vorhandene Expertise in der EKBO zu sammeln, sich auszutauschen und zu schauen, wie ein solcher Prozess gestartet werden könne, denn der Weg zur rassismuskritischen Kirche sei „immer ein Prozess, nie ein Endprodukt“, so Nataly Kurtz, Aktivistin und Expertin. Das Thema wird Schwerpunkt sein auf der kommenden 7. Herbsttagung der Synode vom 22. bis 25. November.

Alle Beschlüsse der Frühjahrstagung unter: www.ekbo.de/synode