Romani Rosi: „Mahnendes Erinnern ist keine Schuldübertragung“
Die mahnende Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit hat laut dem Präsidenten des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, „nichts mit Schuldübertragung auf heutige Generationen zu tun“. Erinnern sei vielmehr „gelebte Verantwortung“ für die Zukunft, sagte Rose am Freitagnachmittag auf dem Bayreuther Stadtfriedhof bei der Einweihung eines Gedenkortes für Sinti und Roma. In dieser Zukunft dürften Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus „keinen Platz in unserem Land haben“.
Rose hob die „besondere Bedeutung“ der Grabstätten „von den wenigen Überlebenden“ des NS-Rassenwahns hervor. Zigtausende Sinti und Roma kamen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis wie etwa Auschwitz, Majdanek, Treblinka, Sobibor oder auch Dachau ums Leben. Auf dem Bayreuther Stadtfriedhof gibt es viele Gräber, in denen Sinti und Roma bestattet wurden – darunter auch die Asche der Bayreuther Sinti-Brüder Max und Wilhelm Rose, die 1942 und 1943 im KZ Dachau ermordet wurden.
Rose dankte der evangelischen Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner, die sich für den dauerhaften Erhalt der Grabstätten von Holocaust-Opfern aus der Volksgruppe der Sinti und Roma eingesetzt habe. Der Zentralrats-Präsident würdigte außerdem Peni Rose, die die Initiative für den Gedenkort auf dem Stadtfriedhof ergriffen hatte. Es sei ihr „tiefer Wunsch“ gewesen, mehr über die einzelnen Biografien der ermordeten Sinti und Roma, die auf dem Friedhof begraben wurden, bewusst zu machen und zu vermitteln.
Regionalbischöfin Greiner sagte, sie sei „ausgesprochen dankbar“, dass die evangelische Kirche in Bayreuth als Trägerin des Friedhofs offen für einen solchen Gedenkort auf dem Platz direkt vor der Aussegnungshalle sei. Dank gelte auch der Stadt, die „Entscheidendes zur Finanzierung“ beigetragen habe. Ihr sei wichtig gewesen, dass das berühmte Bonhoeffer-Lied „Von guten Mächten“ als Inschrift auf einer der vier Stelen Teil dieser Gedenkstätte geworden ist. Es sei zum „Trostlied in der Familie Rose“ geworden, sagte sie.
Greiner würdigte außerdem „das Einvernehmen mit dem Zentralrat“ und dem bayerischen Landesverband der Sinti und Roma bezüglich „Form und Inhalt der Gedenkstätte“. Bei der Gestaltung der Gedenkstätte sei den Mitgliedern der zuständigen Arbeitsgruppe – darunter auch der Regionalbischöfin persönlich – klar geworden, wie schwer die richtigen Worte zu finden seien: „Manche unserer exakten Formulierungen waren zwar gut gemeint, aber nicht gut.“ Sie hätten einstige Diskriminierungserfahrungen wachgerufen. (00/3764/17.11.2023)