Rolf-Schock-Preis für pensionierten Stuttgarter Professor
Die Royal Swedish Academy of Sciences in Stockholm hat Hans Kamp mit dem Rolf-Schock-Preis in der Kategorie Logik und Philosophie ausgezeichnet. Der pensionierte Professor der Universität Stuttgart zähle zu den Pionieren der Formalen Semantik, teilte die Universität Stuttgart am Dienstag mit. Seine Diskursrepräsentationstheorie gelte als richtungsweisend, um das System „menschliche Sprache“ zu erklären. Kamp teilt sich den Preis und das Preisgeld von 600.000 schwedischen Kronen (etwa 52.000 Euro) mit der Linguistin Irene Heim vom Massachusetts Institute of Technology. Überreicht wurde ihm der Preis am Montag von der Royal Swedish Academy of Sciences, die auch die Nobelpreise in Chemie und Physik vergibt.
„Wir sprechen, wir hören zu, wir interpretieren. Wir folgen dabei logischen Regeln – ohne diese überhaupt zu kennen“, sagt Kamp. Die „Formale Semantik“ entstand in den 1970er Jahren und verbindet die klassische Linguistik und Semantik mit der formalen Logik und Mathematik. Das Ziel sei, die exakte Bedeutung von Sätzen, Satzteilen und Wörtern in ihrem jeweiligen Kontext zu untersuchen und dadurch zu verstehen, wie Denken, Sprache und Wirklichkeit zusammenhängen.
Kernstück von Kamps Forschung ist die Diskursrepräsentationstheorie. Sie erklärt, wie Menschen die Bedeutung von Sätzen in einem fortlaufenden Text oder Gespräch verstehen und interpretieren. Er legte erstmals offen, welche logischen Sprachstrukturen hinter den „mentalen Spickzetteln“ stecken, mit denen sich Hörer Texte erschließen: Sie merken sich in einem Satz Dinge, die sie für das Verständnis der nächsten Sätze brauchen.
Kamp wurde 1940 in den Niederlanden geboren. 1988 trat er an der Universität Stuttgart eine Professur für Formale Logik und Sprachphilosophie an. Bis zu seiner Pensionierung 2008 forschte und lehrte er in Stuttgart.
Die Rolf-Schock-Preise werden seit 1993 alle zwei Jahre in den Bereichen Logik und Philosophie, Mathematik, Bildende Kunst und Musik verliehen. Es war laut Mitteilung das erste Mal, dass der Preis für Logik und Philosophie an eine deutsche Universität vergeben wurde. (2536/12.11.2024)