Ringsgwandl: Bin kein Vorbild in ausgeglichener Lebensführung

Georg Ringsgwandl, am 15. November 75 Jahre alt werdender bayerischer Musiker, Kabarettist und Kardiologe, ist eigenen Worten zufolge kein Vorbild in ausgeglichener Lebensführung. „Auf der anderen Seite weiß ich als Arzt, dass das ruhige Leben nicht vor hässlichen Krankheiten schützt“, sagte Ringsgwandl dem „Münchner Merkur“ (Dienstag). Mediziner meinten immer, dass sie dank statistischer Untersuchungen wüssten, was man tun müsse, um alt zu werden. „Da stützen sie sich aber auf Wahrscheinlichkeiten, die auch in der Realität nur Wahrscheinlichkeiten und leider keine Garantien sind.“

Der Künstler gab an, Zeiten erlebt zu haben, „in denen ich das Gefühl hatte, dass alles, was ich in meinem Leben gemacht habe, kompletter Schrott ist“. Er habe eine Neigung zu depressiven Hängern. In solchen Phasen setze er sich hin und schreibe auf, worunter er leide. „Bei zwei Dritteln wechselt der Text dann ins Komische, und ich stelle fest, dass da ein wehleidiges, empfindliches Bübchen spricht, das ein Leben von einer unglaublichen Privilegiertheit führen darf“, so Ringsgwandl.

„Stücke, die bleiben, kommen nicht aus dem Gefühl der Überlegenheit“, sagte der Kabarettist. Sie entstünden aus Zweifeln und dem Wissen darum, wie löchrig „unsere Existenz“ sei. Für ihn müsse es in der Musik wie im Theater bei allem Witz und aller Leichtigkeit auch immer eine Ahnung davon geben, dass diese Dinge nur gemacht würden, „um diesen Kosmos aus Unglück und Grausamkeit, in dem wir leben, erträglich zu machen“.

Rückblickend sagte Ringsgwandl, im Alter seien seine Zornesausbrüche sehr selten geworden. Wenn man in die Jahre komme, sei diese rebellische Attitüde nicht mehr tragbar. „Wenn einer mit 75 noch so tut, als wäre er ein total wilder Revoluzzer oder Zertrümmerer von Konventionen, dann denke ich, dass der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.“