Riesenplakat prangert beim Weltjugendtag Missbrauch an

Es gibt nicht nur Jubel für Papst Franziskus auf dem Weltjugendtag: Portugiesische Missbrauchsbetroffene haben kurz vor der Ankunft von Franziskus aus Protest eine riesige Plakatwand aufgehängt.

Jubelnde Jugendliche empfangen Papst Franziskus in Lissabon, es gibt aber auch Kritik und Missbrauchsbetroffene haben ein Protest-Plakat aufgehangen
Jubelnde Jugendliche empfangen Papst Franziskus in Lissabon, es gibt aber auch Kritik und Missbrauchsbetroffene haben ein Protest-Plakat aufgehangenImago / ABACAPRESS

Portugiesische Missbrauchsbetroffene haben kurz vor der Ankunft von Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Lissabon aus Protest eine riesige Plakatwand aufgehängt. Verantwortlich für die in der Nacht zum Mittwoch angebrachte Tafel ist die Gruppe „This is our memorial“. Das Plakat befindet sich zentral auf einer der belebtesten und längsten Straßen der Stadt. Zu sehen sind die Worte „4.800+ von der katholischen Kirche in Portugal missbrauchte Kinder #WYT #JMJ“, daneben 4.815 Punkte, die jedes einzelne Opfer repräsentieren sollen.

Mitte Februar hatte eine von Portugals Bischofskonferenz ins Leben gerufene Kommission einen Untersuchungsbericht veröffentlicht, wonach zwischen 1950 und 2022 mindestens 4.815 Personen im kirchlichen Kontext sexuell missbraucht wurden. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Das Durchschnittsalter der Opfer lag bei knapp elf Jahren; in 77 Prozent der Fälle waren Priester die Täter.

Portugiesische Bischöfe lehnten finanzielle Entschädigung der Missbrauchsopfer ab

Eine finanzielle Entschädigung der Missbrauchsopfer lehnten die portugiesischen Bischöfe im März ab. Die Begründung: Missbrauchsfälle seien individuelle Straftaten. Stattdessen werde man der Opfer in einem Gottesdienst beim Weltjugendtag gedenken. Zudem wurde die Errichtung eines Mahnmals aus Anlass des Weltjugendtags angekündigt. Anfang Juli sagten die Bischöfe die Präsentation des Denkmals jedoch mit der Erklärung ab, es „werde noch geprüft“.

Seit der Veröffentlichung des Berichts habe es kaum oder gar keine Bewegung seitens der katholischen Institutionen gegeben, schrieb die für den Protest verantwortliche Gruppe auf ihrer Website. „Und am Vorabend des Weltjugendtags scheint die portugiesische katholische Kirche damit zufrieden zu sein, so zu tun, als ob dieser Bericht nicht existierte.“

Ein Treffen von Papst Franziskus mit Missbrauchsopfern beim Weltjugendtag ist geplant. Ort und Zeit sind bisher nicht bekannt.