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RIAS: Bayerische Juden werden häufig mit Israel identifiziert

Bayerische Juden werden laut der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Bayern vermehrt mit dem Staat Israel identifiziert. 2024 wurden in Bayern 126 antisemitische Vorfälle bekannt, bei denen Juden für das tatsächliche oder vermeintliche Handeln Israels verantwortlich gemacht wurden, wie RIAS am Freitag in München mitteilte. Zwischen 2019 und dem 7. Oktober 2023 seien es nur 49 derartige Vorfälle gewesen.

RIAS Bayern veröffentlichte die Zahlen anlässlich der Ausladung der Münchner Philharmoniker von einem belgischen Musikfestival. Das Flanders Festival in Gent hatte das Konzert des renommierten Orchesters mit seinem designierten Chefdirigenten Lahav Shani, einem jüdischen Israeli, am Mittwoch abgesagt. Als Grund nannten die Veranstalter, dass Shani, der auch Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra ist, in seiner Haltung gegenüber der israelischen Regierung nicht eindeutig sei.

Zwar ist Shanis Fall etwas anders gelagert. Dennoch gebe es große Ähnlichkeiten: Laut RIAS Bayern haben antisemitische Vorfälle vor allem nach dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 zugenommen. Gemäß der „Arbeitsdefinition Antisemitismus“ der International Holocaust Remembrance Alliance handele es sich bei einem „kollektive(n) Verantwortlichmachen von Jüdinnen und Juden für Handlungen des Staates Israel“ um ein Beispiel für Antisemitismus.

„Es ist ungeheuerlich, dass Israelis, aber auch oft deutsche Jüdinnen und Juden, insbesondere im Kulturbetrieb, nur noch dann wohlgelitten sind, wenn sie sich in der Öffentlichkeit politisch so positionieren, wie es dem israelfeindlichen Milieu passt“, sagte RIAS-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpaci: „Unserer Erfahrung nach ziehen derartige Vorfälle weitere antisemitische Anfeindungen nach sich.“ Der Fall Shani trage weiter zur Verunsicherung bayerischer Jüdinnen und Juden bei. (2931/12.09.2025)