Retrospektive Heinz Mack im Zentrum für Kunst und Medien

Auch mit 92 Jahren glaubt Heinz Mack an die Kraft der Kunst. Und kritisiert scharf die Kommerzialisierung des Kunstmarkts. Bis April ist in Karlsruhe Macks vielseitiges Lebenswerk zu entdecken.

„Als junger Mann war ich überzeugt, die Menschheit wird es schaffen, die Welt zum Guten zu wenden. Und wir werden die technischen Entwicklungen zum Wohle aller nutzen. Leider hat sich diese Hoffnung angesichts der Katastrophen weltweit ins Gegenteil verkehrt.“ Dennoch will Heinz Mack nicht im Wehklagen verharren. „Das machen schon so viele andere Künstler.“ Seine Überzeugung heißt: Kunst kann Gegenentwürfe schaffen und dem Leben Leichtigkeit zurückgeben.

Mack trat seit Ende der 1950er Jahre mit Künstlerkollegen wie Otto Piene, Günther Uecker, Yves Klein, Lucio Fontana oder Jean Tinguely an, nach Nationalsozialismus und Weltkrieg mit Mitteln der Kunst Wege für einen optimistischen Neuanfang zu bahnen. Technik und Natur sollten keine Gegensätze sein, sondern sich gegenseitig bereichern. Kunst, so Macks Credo, darf nicht für Eliten im Museum verstauben, sondern muss alle Menschen ansprechen und Debatten anstoßen.

Er konstruiert mit Materialien aus der Raumfahrttechnik Spiegelsäulen und sich drehende Skulpturen. Er baut Lichtkästen, Sandreliefe, Lichtorgeln oder lässt Quecksilber in transparenten Vitrinen fließen. Bekannt wurde er mit seinen in der Sahara platzierten spiegelnden Skulpturen: Stelen, Aluminiumbleche, Segel im vom Wind geformten Sand. In der grönländischen Arktis ließ er über Eisbergen einen 100 Meter langen Aluminiumstreifen in die Höhe steigen. In Karlsruhe ausgestellte Filme und Fotos sind Dokumente dieser Kunstaktionen. In einem Lichthof ist eine Sahara-Installation nachgebaut. In den Sand hat er ein Kreuz gelegt, gefüllt mit blau gefärbtem Wasser.

Mack will wissen, was die ersten Besucher beim Betrachten der Installation empfinden. Und sagt leise: „Was in der Wüste passiert ist, lässt sich nicht mehr wiederbringen.“ Ausstellungskuratorin Clara Runge interpretiert Macks Spiel mit Licht, Bewegung und Industrie-Materialien auch als Vorgriff auf den heutigen Ausbau von Wind- und Solarenergie. „Macks Nachdenken über das Zusammenspiel von Technik und Natur gab schon früh Anstöße, die durch den Klimawandel heute ganz neue Relevanz bekommen haben.“

Mack selbst sieht sich bis heute als Außenseiter: „In der durch und durch kommerzialisierten Kunstszene war und ist fast kein Platz für mich. Es brauchte viel Mut, ein Leben lang ins Risiko zu gehen, um meine Kunst zu verfolgen.“ Und noch ein Appell ist ihm wichtig: Es brauche viel mehr Aufmerksamkeit und Geld für Kunst im öffentlichen Raum. Er habe enorme Energie in solche Projekte investiert. „Und dann musste ich immer wieder erleben, dass kein Geld mehr für den Erhalt der Kunstwerke da ist. Die Bürokratie versagt, dauerhaft für die Arbeiten zu sorgen. Und setzt sie schutzlos Vandalismus aus.“ Auch das sage viel über eine Gesellschaft aus, glaubt Mack.