Repair Cafés auf Erfolgskurs: Reparieren statt wegwerfen

Wenn ein technisches Gerät nicht mehr will, landet es häufig im Müll. In Repair-Cafés werden Bügeleisen, Toaster, Drucker & Co. wieder fit gemacht – und das mit großem Erfolg.

Das ehrenamtliches Team des Repair-Cafes in Wendlingen am Neckar beim Reparieren eines alten Radios
Das ehrenamtliches Team des Repair-Cafes in Wendlingen am Neckar beim Reparieren eines alten Radiosepd-bild / Peter Dietrich

Die Nachfrage ist groß: Bei der ersten Öffnung des neu eingerichteten Repair-Cafés in Wendlingen am Neckar kamen 20 Besucher. Sie brachten im Frühjahr Waffeleisen, Toaster, Mixer, Haarföhn, Saugroboter und Stichsäge, zwei Radios, eine Hose, Zauberstab und iPhone mit. Am Ende des Nachmittags vermeldete der Bürgerverein, der für das Projekt ein 25-köpfiges Team gebildet hat, bei den Geräten eine Sofortreparatur-Quote von rund 80 Prozent. Einige wenige Geräte, etwa ein altes Radio, erwiesen sich als so knifflig, dass für sie ein Folgetermin eingeplant wurde. In einem Fall musste zuerst der nötige Zweikomponentenkleber besorgt werden.

Die hohe Erfolgsquote durch Fachpersonal

Im ehrenamtlichen Team gibt es Elektriker und Elektroniker, einer hat beruflich Nähmaschinen gewartet, einer ist Maschinenbauingenieur. Die Theorie des Repair-Cafés besagt, dass der Kunde sein Gerät selbst repariert und sich dabei helfen lässt. In der Praxis ist der Kunde oft eher Zuschauer, kostenlos bleibt es für ihn trotzdem. Spenden sind willkommen.

Technikbegeisterte Tüftler bringen im Repair-Cafes Wendlingen alte Geräte meist wieder zum Laufen
Technikbegeisterte Tüftler bringen im Repair-Cafes Wendlingen alte Geräte meist wieder zum Laufenepd-bild / Peter Dietrich

Dass die hohe Erfolgsquote in Wendlingen nicht nur Anfängerglück war, zeigt eine Statistik des Netzwerks Reparatur-Initiativen mit Sitz in München. Seit 2010 haben bundesweit 81 Reparatur-Initiativen 16.561 Geräte erfasst, die meisten davon Elektrogeräte, Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik. Davon wurden 9.984 Geräte, also rund 60 Prozent, repariert, weitere 2.777 Geräte (17 Prozent) als reparabel eingestuft. Die verbleibenden 3.800 Geräte (23 Prozent) wurden nicht repariert. Das Netzwerk hilft auch dabei, ein Repair-Café in der Nähe und einen Öffnungstermin zu finden.

„Ein typischer Fehler sind die Kabel“, sagt der Wendlinger Reparateur Wilfried Frasch. Um ein defektes Kabel auszutauschen, muss oft das ganze Gerät geöffnet werden. Manche Geräte sind zudem mit exotischen Schrauben verschlossen, die sich mit Standardwerkzeug nicht öffnen lassen, sie sind verklebt, oder es gibt viele Kunststoffnasen, die leicht abbrechen.

Verein fordert EU-weites Reparaturlabel

Geht es nach dem Verein Runder Tisch Reparatur mit Sitz in Stuttgart und Geschäftsstelle in Berlin, wird sich das in Zukunft ändern. Er fordert ein „herstellerunabhängiges Recht auf Reparatur für alle“. Dazu gehört langfristig ein EU-weites Reparaturlabel, dieser Index soll die Reparierbarkeit eines Geräts schon beim Kauf vergleichbar machen. Ersatzteile sollen über die gesamte Nutzungsdauer eines Geräts zur Verfügung stehen, zu Preisen, die in einem realistischen Verhältnis zu den Herstellungskosten stehen.

Wer kein Reparatur-Café in seiner Nähe findet, entdeckt oft auf Videoportalen im Netz erstaunlich praxistaugliche Reparaturanleitungen, für den ruckelnden CD-Spieler ebenso wie für den undichten WC-Spülkasten. Eine zentrale Anlaufstelle ist iFixit, nach eigener Darstellung „eine weltweite Gemeinschaft aus mehreren Millionen Bastlern, Technikern und Freiwilligen, die sich gegenseitig beim Reparieren ihrer Dinge helfen“. Aktuell sind dort kostenlose Reparaturanleitungen für mehr als 46.000 verschiedene Geräte zu finden.