Religionsvertreter: Friedenspotenzial der Religionen nutzen

Vertreter der großen Religionen in Deutschland haben dafür geworben, das Friedenspotenzial der Religionen stärker zu nutzen. Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirstin Fehrs, und der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier erklärten am Freitag in Erfurt, es liege eine unglaubliche Kraft in den Verheißungen der Religionen. Ihnen gelte es zu trauen, “dann können wir zu Friedensstiftern werden”, so Fehrs.

Zugleich betonte sie, es dürfe nicht ausgeblendet werden, dass Religionen ambivalent seien; sie könnten Konflikte beschleunigen, aber eben auch entschärfen. Fehrs rief zu einem “klaren Wort gegen extremistische Haltungen in allen Religionsgemeinschaften” auf. “Wir müssen uns gegen Antisemitismus, gegen anti-muslimischen Rassismus, gegen jede Form von Herabwürdigung stellen”, so die Bischöfin. Den Worten müssten dann Taten folgen.

Meier erklärte ebenfalls, Religionen hätten auch das Potenzial für Gewalt. Er schätze das Wort “Befreundung”. Das habe etwas mit Beziehung zu tun und dem Bemühen, den anderen besser zu verstehen – “nicht nur mit dem Hirn, sondern mit dem Herzen”. Dafür brauche es eine Offenheit – “auch für Gott”.

Der Vorsitzende des Islamrats in Deutschland, Burhan Kesici, wies auf die Bedeutung von Religionen in Krisenzeiten hin. Er sei nach Beginn des Angriffskrieg der Hamas auf Israel am 7. Oktober in vielen Schulen gewesen und habe mit muslimischen Jugendorganisationen gesprochen. Er versuche, Muslimen klar zu machen, dass der Islam Frieden bedeute – auch wenn der Druck von außen manchmal sehr groß sei.

Der Leipziger Rabbiner Zsolt Balla betonte, er werbe für mehr Spiritualität innerhalb der Religionen, “dann sind wir mit dem Göttlichen verbunden”. Er plädiere auch dafür, trotz Dialog die eigene Identität nicht zu verlieren. Statt Interreligiösität bevorzuge er den Begriff Multireligiösität.