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Reicht meine Rente?

Einen Brief mit aktuellen Renteninformationen bekommen die meisten Deutschen regelmäßig nach Hause. Doch wie viel Rente brauche ich später, um gut zu leben? Welcher Betrag ist genug? Einen allgemeinen Grenzwert gibt es dafür nicht, sagt Sebastian Bollig von der Deutschen Rentenversicherung Nord in Lübeck. „Es gibt Menschen, die sagen: Ich lebe sehr spartanisch im Alter. Ich habe vielleicht Wohneigentum und komme mit 50 Prozent meines Nettoeinkommens locker aus. Andere sagen, dass sie sich noch Träume erfüllen wollen.“ Stehen Reisen oder ein Wohnmobilkauf auf dem Plan, ist es wichtig sich anzuschauen, was kommt in der Rente auf dem Konto an.

Die Altersvorsorge in Deutschland hat grundsätzlich drei Säulen: die gesetzliche Rente, die betriebliche Rente und die private Vorsorge. Die betriebliche Rente wird von Unternehmen für ihre Mitarbeitenden angeboten, zur privaten Altersvorsorge gehören Vermögenswerte wie Immobilien oder ein Aktiendepot. Allein reicht die gesetzliche Rente meistens nicht, sagen Experten.

Kostenlose Beratung zur Altersvorsorge gibt es bei der Deutschen Rentenversicherung, auch für junge Menschen. „Wenn ich wirklich etwas bewegen will, dann sollte man so früh wie möglich kommen. Gerne schon mit Mitte 20. Und was auch wichtig ist, sich beraten zu lassen, wenn es zu großen Umbrüchen im Leben kommt“, erklärt Bollig. Insbesondere Scheidungen oder Job-Verlust seien Phasen, bei denen er eine Rentenberatung dringend empfiehlt.

Die Beratung bei der Deutschen Rentenversicherung ist kostenlos und dauert meistens 60 bis 90 Minuten. „Das Angebot gibt es bundesweit“, sagt Bollig. Er betont, dass die Beratung „anbieterneutral“ sei, das heißt, es werden keine bestimmten Verträge verkauft oder Firmen beworben.

Rund 60 Millionen Bundesbürger sind Mitglied bei der Deutschen Rentenversicherung. Die gesetzliche Durchschnittsrente lag 2023 in Deutschland bei 1.100 Euro pro Monat. Wer im Alter merkt, dass die finanziellen Mittel nicht reichen werden, kann, wenn möglich, länger arbeiten, um seine Rentenansprüche zu verbessern.

Bei drohender Altersarmut gibt es Hilfe bei den Sozialberatungsstellen. „Unsere Beraterinnen helfen, einen Überblick über die finanzielle Situation zu gewinnen“, sagt Paul Grabbe. Er ist Armutsexperte bei der Diakonie Hamburg und betont: „Wir lassen ältere Menschen nicht allein.“ Allgemeine Sozialberatungsstellen gibt es nicht nur bei der Diakonie. Bundesweit bieten verschiedene Träger kostenlose Unterstützung für Rentnerinnen und Rentner an.

„Unser Rentensystem ist darauf ausgelegt, dass Menschen über viele, viele Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Und das gelingt immer weniger Menschen“, erklärt Grabbe. Seit fünf Jahren ist er bei der Diakonie Hamburg für den Bereich Existenzsicherung zuständig. Er nennt Risikofaktoren, die eine spätere Altersarmut begünstigen können: „Krankheit, längere Arbeitslosigkeit, schlechte Wohnsituationen und fehlende Rücklagen. Das alles kann eine große Rolle spielen.“

Insbesondere wer wenig Chancen hat, in eine private Altersvorsorge zu investieren, sollte sich schon in jungen Jahren beraten lassen. Denn die Zahl älterer Menschen, die auf die staatliche Grundsicherung angewiesen sind, steigt. Allein in Hamburg waren es im Jahr 2024 mehr als 43.000 Menschen.