Rehlinger will deutsch-französischen Austausch stärken

60 Jahre nach Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags wünscht sich die Ministerpräsidentin des Saarland mehr Austausch mit dem Nachbarn. Ihr Bundesland sieht sie als Vorreiter.

Der Saarbrücker Landtag in den Farben der französischen Nationalflagge anlässlich des deutsch-französischen Freundschaftstages
Der Saarbrücker Landtag in den Farben der französischen Nationalflagge anlässlich des deutsch-französischen Freundschaftstagesimago images/BeckerBredel

Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) will die deutsch-französische Freundschaft durch mehr Austausch zwischen den Ländern stärken. Das reiche „von dem Erlernen und Fördern der Partnersprache über mehr gemeinsame deutsch-französische Öffentlichkeit und politische Debatte bis hin zum kulturellen Austausch und der Förderung von Mobilität und Verständigung“, sagte sie am Mittwoch in einer Regierungserklärung in Saarbrücken. Rehlinger ist seit 1. Januar auch die Bevollmächtigte der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit.

„Das gemeinsame Tun beginnt in den Köpfen“, betonte die SPD-Politikerin. Schlüsselkompetenzen seien Bildung und Sprache. Alleinstellungsmerkmal des Saarlandes sei die Frankreichstrategie. Diese sieht unter anderem vor, dass das Saarland bis 2043 zu einem mehrsprachigen Raum mit Französisch als zusätzlicher Verkehrssprache wird. Die Frankreichstrategie war 2014 von der damaligen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und ihrer Stellvertreterin Rehlinger vorgestellt worden.

Schüler sollen Frankreich besuchen

Beim Thema Mehrsprachigkeit sei das Saarland führend, unterstrich Rehlinger. „Mehr als jede zweite Kita im Saarland ist bilingual, jede fünfte zweisprachige Vorschuleinrichtung in Deutschland liegt im Saarland.“ Sie würde sich wünschen, dass jede Schule im Saarland auch eine französische Partnerschule habe, sagte Rehlinger. Anspruch müsse sein, dass jeder, der hier eine Schule besuche, auch einmal in Frankreich gewesen sei. Französisch solle Englisch nicht ersetzen, vielmehr solle beides gelernt werden.

Grenzregionen zeigen laut Rehlinger, wie Zusammenarbeit funktionieren kann. Mittlerweile könnten sich Bewohner des Saarlandes und des Départements Moselle ohne Genehmigung in Krankenhäusern beiderseits der Grenzen behandeln lassen. „Auch hier wollen wir konkret-praktische Fortschritte machen hin zu einem Gesundheitskorridor mit Rettungsdiensten und Krankenhauskooperationen, der dann auch eine europäische Modellregion werden kann“, erklärte die Ministerpräsidentin. Versorgungsstrukturen sollten nicht an der Grenze enden.

Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle unterzeichnen den Élysée-Vertrag am 22. Januar 1963 im Élysée-Palast
Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle unterzeichnen den Élysée-Vertrag am 22. Januar 1963 im Élysée-Palastepd-bild / akg-images

Der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, der am Sonntag 60-jähriges Bestehen feiert, war laut Rehlinger eine „Zeitenwende“. „Für unsere heutigen Partner, über die Nazi-Deutschland schreckliches Blutvergießen gebracht hatte, war die Aussöhnung aus damaliger Sicht ein riskantes Unterfangen, eine unsichere Wette auf die Zukunft“, betonte sie. Die Wette sei aufgegangen. Der Élysée-Vertrag habe Kooperation und staatliches Miteinander in den Mittelpunkt gestellt.