Regisseur Schalko: Kafka hat „Allgemeingültigkeit“

Für den Regisseur der Serie „Kafka“, David Schalko, ist der Schriftsteller Franz Kafka „zeitlos“. Seine Texte „haben in jeder Zeit ihre reale Entsprechung, sie haben Allgemeingültigkeit“, sagte der österreichische Filmemacher dem Evangelischen Pressedienst (epd). „In Russland kennt man das Gefühl, dass man grundlos verhaftet wird, im Augenblick sehr gut.“ Schalko hat gemeinsam mit dem Schriftsteller Daniel Kehlmann die Serie „Kafka“ für die ARD und den ORF realisiert, die ab Dienstag (26. März) im Ersten zu sehen ist.

In der Serie hätten Kehlmann und er Kafkas Epoche, die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts in Prag, „so ästhetisiert, wie wir sie erzählen wollten“, sagte Schalko. Das entspreche „nicht immer der naturalistischen Realität“. Die Serie sei ein „eigenständiges Kunstwerk“. Wichtig sei gewesen, eine Form für Kafka zu finden, die ihm gerecht werde: „Uns war sehr wichtig, sich Kafka über unterschiedliche Perspektiven anzunähern und einen Außenblick auf ihn zu haben, nicht zu behaupten, wir könnten in den Kopf von Kafka hineinschauen.“

Er habe sich schon vor zehn Jahren die Rechte an der Kafka-Biografie von Reiner Stach gesichert, sagte Schalko. Es habe dann jedoch einige Zeit gedauert, bis aus dem Projekt wirklich eine Serie geworden sei. Wegen des 100. Todestags Kafkas am 3. Juni und dank des Einsatzes von NDR-Fernsehfilmchef Christian Granderath habe sich schließlich eine Option aufgetan

Bei der Realisierung der Serie habe ihn und Kehlmann am meisten interessiert, aus welchen Ereignissen Kafkas Literatur entstanden ist, sagte Schalko. Aus der Lektüre der Kafka-Biografie von Reiner Stach habe er gelernt, wie viele Klischees von Kafka nicht stimmen: „Zum Beispiel die Versicherung, in der er gearbeitet hat, die auch von Kafka selbst als ‚Arbeitshölle‘ dargestellt wird. Das waren in Wahrheit paradiesische Arbeitsverhältnisse mit Chefs, die selbst Literaten waren und ihn bewundert haben. Sie haben ihm viel Zeit freigeschaufelt, damit er schreiben konnte.“

Kafka habe auch viel Humor gehabt, sagte Schalko. Wenn er selbst Leuten aus seinen Texten vorgelesen habe, habe er viel gelacht: „Es ist ein sehr eigener Humor, verschroben, ein sehr schwarzer Humor. Aber er ist nicht bösartig. Kafka ist nie zynisch.“

Der Regisseur David Schalko wurde 1973 in Niederösterreich geboren. Er ist Autor und Regisseur bekannter Fernsehserien wie „Braunschlag“ und „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Außerdem produzierte er zahlreiche Sendungen und Fernsehfilme für den ORF, unter anderem „Willkommen Österreich“ und mehrere „Landkrimis“.

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 in Prag geboren. Er starb am 3. Juni 1924 an Tuberkulose in Kierling, in Österreich. Er schrieb Erzählungen und mehrere Romanfragmente, unter anderem „Der Prozess“ und „Das Schloss“.