Regisseur Frears: Meine Protagonisten sind keine Opfer
Stephen Frears (82), britischer Regisseur von Filmen wie „Die Queen“ oder „Mein wunderbarer Waschsalon“, war stets wichtig, dass seine Protagonisten nicht als Opfer wahrgenommen werden. Vielmehr nähmen diese ihr Schicksal selbst in die Hand, erläuterte Frears der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenende). Als Beispiel verwies er auf seinen Film „Philomena“ (2013), der auf einer wahren Geschichte beruht. Die unverheiratete Philomena Lee brachte in einem irischen Kloster ein Kind zur Welt. Die Schwestern verkauften damals dieses und auch andere Babys von ledigen Müttern an amerikanische Eltern.
So ein Film wie „Philomena“ ende normalerweise damit, dass die Menschen Opfer seien, sagte der Regisseur. Doch Philomena sei keines. „Sie vergibt der Kirche, und das hat mich immer sehr berührt. Aber sie wollte auch, dass die Welt von ihrem Schicksal erfährt. Darum gibt es den Film.“ Für die Geschichte von Lee habe er sich entschieden, weil sie verletztlicher gewesen sei als andere, erklärte Frears. „Ich wollte unbedingt, dass alles richtig wird. Aufpassen auf diese Frau, die Schlimmes erlebt hat.“
Philomena sei danach sogar von Papst Franziskus empfangen worden. „Der hatte den Film nicht gesehen, aber seine Sekretäre um ihn herum. Sie wussten: Die Kirche ist unter Beschuss“, so der Regisseur. Auch die irische Regierung sei involviert gewesen in den Kinderhandel. Denn als die Kinder an Amerikaner verkauft worden seien, hätten sie einen Pass benötigt. Die irische Regierung habe ihnen diesen gegeben.