Regisseur Castorf: Deutsches Gegenwartstheater zu konform

Er war lange der Star des Berliner Theaters: Regie-Legende Frank Castorf, der sich selbst für einen “Widerspruchsgeist” hält. Jetzt hat eine Inszenierung von ihm in Berlin Premiere.

Theater-Legende Frank Castorf (73) findet das deutsche Gegenwarts-Theater nach eigenem Bekunden zu konformistisch. Zu seiner Zeit habe es “eine Freude am Streit, an der Diskussion, am Antipodischen” gegeben, sagte der Regisseur dem “Tagesspiegel” (Freitag). “Jetzt herrscht am Theater eine Übereinstimmung, das ist nicht meins.”

Castorf, der von 1992 bis 2017 die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz leitete, sieht sich selbst als “Widerspruchsgeist”, der oft in Opposition zum Gesellschaftssystem stand. “Im kommunistischen Regime war ich Antikommunist, und im Kapitalismus bin ich Kommunist geworden.”

Bei seiner Inszenierung von Hans Falladas Roman “Kleiner Mann – was nun”, die am Samstag im Berliner Ensemble Premiere hat, geht es ihm um das Standhalten gegen eine schleichende Ausbreitung des Faschismus. “Wie lange reicht der Mut, das menschliche Ethos, die Moral, wenn es um den Job geht, die Kohle, die bürgerliche Existenz?”