Am „Tag der offenen Moschee“ hat der evangelische Regionalbischof Thomas Prieto Peral für ein gemeinsames Einstehen der Religionen für die Würde aller Menschen plädiert. „Wir haben in unserer Gesellschaft zunehmend mit Ideologien zu tun, die vermeintlich ‘anderen’ Menschen die Daseins-Berechtigung absprechen“, sagte der Theologe bei einer Rede in der Islamischen Gemeinde Penzberg am Freitag. „Wenn wir da nicht widersprechen, wird das wuchern wie ein Krebsgeschwür.“
Wer einzelnen Menschengruppen die Würde abspricht, verrate damit die Menschlichkeit, so Prieto Peral. Dann gehe es gegen Migrantinnen und Migranten, gegen Menschen mit Behinderung, Homosexuelle und alle, die nicht ins nationalistische Konzept passen. Muslimische und jüdische Menschen würden das als erste spüren. Vor Gott seien alle Menschen gleich und in ihrer Würde unantastbar. Dafür müssten alle Religionen gemeinsam eintreten.
Die Islamische Gemeinde Penzberg hatte den Regionalbischof des Kirchenkreises Schwaben-Altbayern zu ihrem 20-jährigen Bestehen eingeladen. Prieto Peral würdigte in seiner Ansprache die Moschee als Ort der interreligiösen Verständigung, des Lernens, der Begegnung und des Gebetes. „Musliminnen und Muslime sind wichtige gesellschaftliche Akteure, muslimisches Leben gehört zu Bayern und Deutschland“, betonte der Theologe. Die Vielfalt der Religionen bereichere das Zusammenleben in der Gesellschaft. Das sei an kaum einem Ort mehr erlebbar als in Penzberg.
Zugleich verurteilte Prieto Peral die antimuslimischen Parolen, die in der Nacht zum 29. September an die Glasfassade der Moschee geschmiert worden waren. „Wer Moscheen beschmiert, wer Menschen mit Kippa beschimpft, wer Menschen aufgrund ihrer Religion nicht zu diesem Land zählt, verachtet die Werte des deutschen Grundgesetzes.“
Es dürfe weder für Muslimfeindlichkeit noch für Antisemitismus Raum geben, sondern allein für Menschlichkeit, sagte der Regionalbischof. Der Tag der Deutschen Einheit erinnere daran, dass die Werte des deutschen Grundgesetzes und die Menschlichkeit aktiv verteidigt werden müssten, „gegen spalterischen Nationalismus genauso wie gegen jede Form von religiösem Fanatismus“.
Der „Tag der offenen Moschee“ findet jährlich bundesweit am Tag der Deutschen Einheit statt. 2025 steht er unter dem Motto „Glaube als Kompass der Menschlichkeit“. (3086/03.10.2025)