Bayern ist am Feiertag Mariä Himmelfahrt „ein tief gespaltenes Land“, hat die evangelische Bayreuther Regionalbischöfin Berthild Sachs am Freitag in Hollfeld festgestellt. „Nie ist die Frage nach konfessionellen Mehrheiten interessanter als Mitte August“, sagte sie in einem Grußwort zum Patronatsfest in Hollfeld (Landkreis Bayreuth) laut Redemanuskript. Sie bedauerte, dass es bei aktuellen Forderungen nach einem gesamtbayerischen Feiertag Mariä Himmelfahrt „kaum um Inhalte geht, geschweige denn um religiöse“, sondern um persönliche Interessenlage, ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, ob Einzelhandel oder Gastronomie.
Sachs rief die Kirchen auf, eine Diskussion über einen gesamtbayerischen Feiertag nicht zu befeuern und zu eskalieren. „Als evangelische Christin habe ich kein Problem, in der mehrheitlich evangelischen Stadt Bayreuth heute einen Arbeitstag gehabt zu haben“, sagte sie. Auch den evangelischen Buß- und Bettag, der längst kein gesetzlicher Feiertag mehr sei, würden Christen feiern, „denen Buße, Besinnung und Umkehr wichtig sind“.
Die Regionalbischöfin erinnerte daran, dass Hollfeld wegen eines Gelübdes seit 80 Jahren mit einer Lichterprozession daran denkt, dass die Orte Hollfeld, Pottenstein, Bamberg und Bayreuth vor Kriegsende vor letzten Kämpfen bewahrt worden seien. „Frieden beginnt damit, dass man sich an einen Tisch setzt und miteinander redet“, so Sachs. Sie forderte, „endlich weltweit Mut und Diplomatie zum Frieden – und manchmal vielleicht auch den Halbschatten der Diskretion, statt jeden Schritt ins Scheinwerferlicht und jedes Wort vor ein Mikrofon zu zerren.“ Es käme „Licht in unser Land“, wenn es in Fragen wie Energiewende, Asylrecht, Friedenssicherung oder in der Betroffenheit über das Leid der Palästinenser und der israelischen Geiseln „mehr Verständigungsorte und Verständigungsbereitschaft gäbe“.
Die Friedensprozession von Hollfeld geht auf ein Gelübde des damaligen Pfarrers Kurt Weirather vom 2. April 1945 zurück: Wenn Hollfeld von der Zerstörung verschont bliebe, würde der Obere Markt in Marienplatz umbenannt und dort eine Marienstatue aufgestellt werden. Außerdem sollte jedes Jahr am 15. August eine Dankprozession stattfinden. (2656/15.08.2025)