Auch die Deutschen waren brutale Kolonialherren: Anfang des 20. Jahrhunderts fand ein grausames Verbrechen an den Herero und Nama in Namibia statt. Ein Abkommen ist weiterhin nicht ratifiziert.
Auch am ersten nationalen Gedenktag an die Opfer deutscher Verbrechen in Namibia ist ein Abkommen zwischen den beiden Ländern noch nicht ratifiziert. Man arbeite aber weiterhin “eng und vertrauensvoll” mit der Regierung in Namibia zusammen, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch in Berlin. Das letzte Gespräch mit Vertretern beider Länder habe im vergangenen November stattgefunden. Die namibische Regierung hatte den 28. Mai als Gedenktag festgelegt. Allerdings lehnen ihn die Opferverbände der Nama und Herero ab. Nach Angaben des Sprechers nahm der deutsche Botschafter in Namibia an der Gedenkfeier statt.
Am 2. Oktober 1904 hatte der Schutztruppenchef Lothar von Trotha in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika mit einem “Vernichtungsbefehl” auf den Aufstand der Herero und Nama reagiert: “Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen. Ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen.” Zehntausende Menschen kamen in der Folge ums Leben.
In einer 2021 unterzeichneten Gemeinsamen Erklärung hatten sich Deutschland und Namibia darauf verständigt, die Kämpfe gegen die Herero und Nama “aus heutiger Perspektive” als Völkermord zu bezeichnen. In den nächsten 30 Jahren sollen rund 1,1 Milliarden Euro in Wiederaufbau- und Entwicklungsprojekte in Namibia fließen. Bislang allerdings fehlt die Zustimmung des namibischen Parlaments. Das Papier ist in der namibischen Öffentlichkeit umstritten.