Refugio: Folterspuren müssen frühzeitig dokumentiert werden

Das Bremer Behandlungszentrum für Geflüchtete und Folterüberlebende „Refugio“ hat zum Internationalen Tag zur Unterstützung der Folteropfer an diesem Mittwoch mehr Expertinnen und Experten gefordert, die Folterspuren medizinisch erkennen und rechtssicher dokumentieren können. Folterspuren seien relevant für das Asylverfahren, sagte Vorstandsmitglied Björn Steuernagel am Dienstag in Bremen. Außerdem bildeten sie die Grundlage für die individuelle und juristische Aufarbeitung der Taten.

Folter begegne Geflüchteten in ihren Herkunftsländern und auf den Fluchtrouten, etwa in den libyschen Gefangenenlagern, sagte Steuernagel. Auch in Europa berichteten Geflüchtete von exzessiver Gewaltanwendung, etwa durch Grenzpolizisten in Bulgarien, Ungarn oder Griechenland.

Rund zehn Prozent der Klientinnen und Klienten von „Refugio“ haben laut Steuernagel Folter erleben müssen. Die Menschen kämen aus Afghanistan, Gambia, Somalia, Syrien oder der Türkei. Aus Scham oder infolge einer posttraumatischen Belastungsstörung verschwiegen Folteropfer jedoch oft das Erlebte. Auch mangelndes Vertrauen gegenüber staatlichen Stellen könne gerade bei Opfern von struktureller Gewalt dazu führen, dass sie die an ihnen verübten Verbrechen verschweigen, hieß es.

Um diesen Menschen helfen zu können, sei es notwendig, Vertrauen aufzubauen, unterstrich die therapeutische Leiterin von „Refugio“, Danja Schönhöfer. Doch mangele es an Fachkräften. Um Elektroschocks, Schläge oder sexuelle Folter zu erkennen und zu dokumentieren, bedürfe es fachärztlicher Expertise und personeller Ressourcen.