Die Gruppe “Wir sind Kirche” reagiert mit Kritik auf den vatikanischen Bericht zum Diakonat der Frau. Sie sieht theologische Mängel in der Argumentation, fordert mehr Dezentralisierung – und hofft auf eine neue Debatte.
Mit Irritation und Kritik hat die katholische Reformgruppe “Wir sind Kirche” auf das Votum der vatikanischen Kommission zum Diakonat der Frau reagiert. Man begrüße zwar dessen Veröffentlichung, schrieb die Gruppe am Donnerstag in München. “Doch das verkündete ‘Nein zum Diakonat für Frauen’ ist, auch wenn es kein endgültiges Urteil sein soll, theologisch, anthropologisch wie pastoral höchst kritikwürdig.” Man hoffe, dass nun wieder eine Diskussion über das Thema entstehe.
“Wenn die römisch-katholische Weltkirche eine diakonische Kirche sein will – wie es Papst Franziskus und zuletzt auch Papst Leo in seiner Exhortatio ‘Dilexi te’ erklärt haben – dann bedarf es dringend der gleichberechtigten und gleichverantwortlichen Mitwirkung von Frauen”, schreibt das Team. Bedauerlich sei, dass so wenige Länder sich bislang zu dieser Frage zu Wort gemeldet hätten. Frauen täten bereits seit Jahrhunderten unentgeltlich diakonalen Dienst in der Kirche. Mit der Einführung eines Diakonats könne dies gebührend anerkannt werden.
Dass die Hälfte der Kommission herausstelle, dass Jesus selbst ein Mann gewesen sei und daher nur Männer geweiht werden könnten, sei “höchst irritierend”. “Dies ist ganz sicher nicht auf die Gefährtinnen und Gefährten Jesu zurückzuverfolgen, sondern Ergebnis des später übernommenen Rechtsverständnisses des Römischen Reiches, das in falsch verstandener Tradition bis heute negativ nachwirkt.” Mit einem “sakral überhöhten Männlichkeitsbild” werde ein falsches Rollenmodell fixiert, das weltweit die Diskriminierung von Frauen rechtfertige, so der Vorwurf der Gruppierung.
Zudem monierte “Wir sind Kirche”, dass das Prinzip der Dezentralisierung im Bericht kein Thema sei. “Warum lässt der Vatikan nicht zu, das Diakonat für Frauen in den Ländern möglich zu machen, in denen es bekannt ist und von denen es gefordert wird? Wir brauchen ein positives Signal für Kirche und Gesellschaft weltweit!”