Reform-Muslime starten Info-Kampagne

Mit Ständen und Flyern will die Gemeinde darüber aufklären, dass der Islam friedensliebend sei. Kritisch äußerte sich ein Sprecher über Horst Seehofer.

Ein Koran auf einem Gebetsteppich (Symbolbild)
Ein Koran auf einem Gebetsteppich (Symbolbild)Jürgen Blume / epd

Hamburg. Die islamische Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) hat ihre Info-Kampagne "Wir sind alle Deutschland" jetzt auch in Hamburg gestartet. Mit Infoständen und Flyern will die Gemeinde die Öffentlichkeit bis September darüber aufklären, dass der Islam eine gewaltfreie und friedensliebende Religion sei, sagte AMJ-Bundessprecher Mohammad Dawood Majoka.
Zentraler Punkt der Kampagne sei der Umstand, dass es im Islam auch Pflichten gebe, sagte Majoka. Eine der wichtigsten Pflichten für jeden Muslim sei die Loyalität gegenüber dem Land, in dem er lebe. "Jeder von uns hat sich zu fragen, welchen Mehrwert er für die Gesellschaft beisteuern kann", so der Sprecher. 
Die islamkritischen Äußerungen des neuen Bundesinnenministers Horst Seehofer (CSU) bezeichnete Majoka als "leider sehr schädlich und darüber hinaus definitiv falsch". Die erste Ahmadiyya-Gemeinde sei 1923 in Berlin gegründet worden. Damit sei sie die älteste muslimische Gemeinde in Deutschland. "Wir leben hier zum Teil in vierter Generation", sagte Majoka. Die AMJ-Imame seien sämtlich geborene Deutsche und die Predigtsprache ist grundsätzlich die des jeweiligen Landes. "Dies hat Herr Seehofer offensichtlich nicht gewusst", sagte Majoka. 

Nicht in der Schura vertreten

Die Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat wurde 1889 von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad in Indien gegründet. Sie ist nach eigenen Angaben heute mit mehr als zehn Millionen Mitgliedern in über 200 Ländern der Erde verbreitet. In Deutschland gehört sie mit über 48.000 organisierten Mitgliedern und 52 Minarett-Moscheen zu den größeren islamischen Organisationen.
In der Hamburger Schura, dem Rat der islamischen Gemeinschaften, ist die AMJ nicht vertreten. Es gebe "zu große theologische Unterschiede", sagte Majoka. Aber ausdrücklich wende sich die aktuelle Info-Kampagne auch an die Muslime im Land, die nicht zur AMJ gehören. Auch viele Muslime wüssten wenig über ihre Religion. Das sei so ähnlich wie bei vielen Christen, denen zum Osterfest zuallererst der Hase mit den Eiern einfalle, so der Sprecher. (epd)