RBB kündigt Sparprogramm an und will 100 Stellen streichen

Stellenkürzungen, Einschnitte im Programm und auf der Führungsebene: Der RBB will bis Ende 2024 fast 50 Millionen Euro einsparen. Proteste sind angekündigt.

Der RBB will deutlich sparen
Der RBB will deutlich sparenImago / Schöning

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) plant Sparmaßnahmen im Umfang von rund 49 Millionen Euro. Die Notwendigkeit dazu habe sich aus der „Misswirtschaft der vergangenen Jahre“ ergeben, teilte der Sender mit. Bis 2025 sollen 100 Stellen abgebaut werden.

Bis Ende 2024 müssten rund 41 Millionen Euro wieder aus der Planung herausgenommen werden. Hinzu kämen weitere gut acht Millionen Euro, die für 2023 und 2024 zwar als Einsparziel durch die ehemalige Geschäftsleitung vorgesehen, aber nicht mit Maßnahmen unterlegt gewesen seien.

Weniger Direktionen

Der RBB hat nach eigenen Angaben rund 2.000 festangestellte Beschäftigte. Hinzu kommen nach Angaben der Freienvertretung rund 1.500 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa 75 Prozent des Programms bestreiten. Intendantin Katrin Vernau sagte dem Berliner Tagesspiegel, sie stehe auch nach Ende ihres Vertrags im September als Senderchefin zur Verfügung.

In der RBB-Ankündigung zu den Sparmaßnahmen hieß es, die Programmdirektion solle ihre Ausgaben gegenüber der bisherigen Planung 2023 und 2024 um insgesamt 21 Millionen Euro senken. Die Kosten für Personal und Organisation sollen bis Ende 2024 um knapp elf Millionen Euro sinken. Die Produktions- und Betriebsdirektion soll ihre Budgets um sieben Millionen Euro verringern. Auf Führungsebene soll die Zahl der Direktionen von derzeit vier auf zwei reduziert werden. Auch zwei Immobilien und zwei Grundstücke „abseits der Kernstandorte Berlin und Potsdam“ sollen verkauft werden.

Neues Programmschema

Vernau betonte, die Kurskorrektur sei „ein Kraftakt, aber dringend erforderlich“. Ohne entschiedenes Handeln würde der RBB „spätestens Ende 2024 in einen finanziellen Abgrund blicken“. Die Zahlungsfähigkeit wäre dann nicht mehr ohne Weiteres sichergestellt. Angesichts der Ausgangslage sei die erweiterte Unternehmensleitung „überzeugt, den richtigen Weg in eine bessere Zukunft gefunden zu haben“.

Ab 2024 soll es den Angaben zufolge ein neues Programmschema geben. Fester Bestandteil würden Thementage und dialogorientierte Sendungen, aber auch Übernahmen aus den Angeboten der ARD, hieß es. In den zuschauerschwächeren Zeiten nach 22 Uhr werde der Programmaufwand minimiert. Erhebliche Einsparungen ergäben sich zudem bei fiktionalen Produktionen und dadurch, dass die Federführung für das ARD-Studio Warschau beim WDR verbleibe.

Beim Fernsehen werde sich der RBB auf das Programm zwischen 18 und 22 Uhr konzentrieren, hieß es weiter. Die Nachrichten-Flaggschiffe „rbb24 Abendschau“ und „rbb24 Brandenburg aktuell“ würden weiter gepflegt. Die weitere Finanzierung des ARD-„Mittagsmagazins“ im Ersten sei nicht mehr aus eigener Kraft zu leisten. Über die Fortführung werde es Gespräche zwischen ARD und ZDF geben.

„Bekenntnis fehlt“

Die Sprecherin der RBB-Freienvertretung, Dagmar Bednarek, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), ein vertrauensvolles Angebot an die Freien sei ausgeblieben. Eine Beschäftigungsgarantie für langjährige freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe es weiterhin nicht, sagte sie: „Uns fehlt ein Bekenntnis zu uns.“ Die Gewerkschaft ver.di kündigte Proteste gegen das Sparprogramm an.

Der RBB befindet sich seit vergangenem Sommer im Zusammenhang mit dem Agieren der früheren Senderspitze in einer Krise. Die damalige Intendantin Patricia Schlesinger war im August nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft und Verschwendung fristlos entlassen worden.