Für ein Theaterprojekt über eine christlich-jüdische Freundschaft während des Zweiten Weltkriegs sind das Ratsgymnasium Stadthagen und seine polnische Partnerschule, das Lyzeum in Slupca, mit der „Abraham-Plakette“ geehrt worden. Mit der Auszeichnung würdigt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hannover besondere Projekte zum Gedenken an die Judenverfolgung in der NS-Zeit, wie die Organisatoren am Montag mitteilten. Die polnischen Schülerinnen und Schüler wurden in Abwesenheit prämiert, weil sie nicht anreisen konnten.
In der Festrede rief der frühere Antisemitismus-Beauftragte des Landes Niedersachsen, Franz Rainer Enste, dazu auf, immer wieder genau auf die jüngere deutsche Geschichte zu blicken und aus ihr zu lernen: „Die politische Gestaltung unseres gesellschaftlichen Miteinanders kann nur gelingen, wenn man weiß, welche Gefahren lauern und welche Mechanismen unsere Demokratie gefährden“, sagte er: „Man darf nicht warten, bis eine Diktatur auf ein Land eine gigantische Grabplatte legt und dessen überwiegend wunderbare Menschen im tödlichen Würgegriff erdrückt.“
Das Musiktheater „Haltestelle Izbica“, das von Jugendlichen und Lehrkräften gemeinsam entwickelt wurde, erzählt von der Freundschaft zwischen einem katholischen und einem jüdischen Mädchen während der deutschen Besatzungszeit in Polen. Tagebuch-Aufzeichnungen und Briefe der beiden Mädchen sind im Heimatmuseum von Slupca aufbewahrt. Im vergangenen Jahr ging der Preis an das Wilhelm-Raabe-Gymnasium in Hannover für ein Geschichtsprojekt über Denkmäler für NS-Opfer. Schirmherr des Preises ist Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).