Rat einer Philosophin zum Jahreswechsel: Verzeihen üben

Barbara Schellhammer, Münchner Philosophieprofessorin, hat einen Rat zum Jahreswechsel parat. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenende) empfiehlt Schellhammer, das Verzeihen zu üben. „Verletzungen und Rachegefühle sind wie böse Geister, die einem das Leben dunkel und trübsinnig machen. Deshalb ist es gut, sich aufzumachen und sie zu vertreiben.“ Jedes Jahr sei ja auch ein Neubeginn. „Verzeihen ist so wichtig, um Schwere und Last loszubekommen.“ Dabei gehe es gar nicht so sehr um eine andere Person, sondern um Selbstsorge.

Nach den Worten der Philosophin funktioniert Verzeihen nicht auf Knopfdruck. Auch gebe es keine Handlungsanleitung. „Verzeihen muss man üben und wirklich wollen“, so Schellhammer. Ein guter Weg sei, sich eine „versöhnte“ Zukunft vorzustellen. Dazu sollte der Blick nicht zurück auf Trauma der Vergangenheit gelenkt werden, sondern nach vorn, etwa, was man sich für seine Kinder wünsche. Konflikte hätten fast immer mit Bedürfnissen zu tun. Diese zu artikulieren, könne weiterführen, als anderen Vorwürfe zu machen.

Schellhammer (46) leitet an der Münchner Hochschule für Philosophie das Zentrum für Globale Fragen. Sie forscht unter anderem zur Friedensbildung.