Artikel teilen:

Radiokirche “a la carte”: Podcasts aus Niedersachsen

Die Zeiten, als überall Radio lief, sind vorbei. Heute hört man Podcasts. Die NDR-Radiokirche in Niedersachsen folgt diesem Trend.

Radiopastor Oliver Vorwald (l.) und Produktionsingenieur Christian Störmer sitzen vor vielen Knöpfen und Reglern. Gleich übertragen sie einen Gottesdienst live
Radiopastor Oliver Vorwald (l.) und Produktionsingenieur Christian Störmer sitzen vor vielen Knöpfen und Reglern. Gleich übertragen sie einen Gottesdienst liveXenia Bethke

Es sind bekannte Leute wie Christian Wulff, Per Mertesacker und Ricarda Lang, auf die Oliver Vorwald bei seinen Podcasts setzt. „Es ist interessant, was sie zu erzählen haben. Manches erwartet man nicht“, sagt Niedersachsens Radiopastor. Mit dem ehemaligen Fußball-Profi habe er zum Beispiel über seinen Umgang mit Stress gesprochen: „Das war spannend zu hören. Und ich bin mir sicher, dass viele etwas aus diesem Podcast mitnehmen können.“

Seit mehr als zwei Jahren produziert das Rundfunkreferat der norddeutschen Kirchen, für das Vorwald arbeitet, nicht nur die klassischen Verkündigungsformate wie Andachten, Beiträge, Magazine oder Gottesdienste, sondern mit „Sinnsuche“ auch erstmals eine Podcast-Reihe. „Wir wollen damit Menschen ab 30 Jahren erreichen, die in der Rushhour des Lebens sind und das Radio nicht mehr automatisch einschalten. Sie suchen sich ihr Programm selbst aus.“

Was Trost und schwarze Löcher gemeinsam haben

Wie in den anderen Beiträgen gehe es auch in diesem Gesprächs-Format um Verkündigung, den „Sinn des Lebens“ und das, „was die Welt zusammenhält“, erzählt der 56-jährige Theologe. So habe er schon mit dem Astrophysiker Heino Falke gesprochen, der das erste Foto von einem schwarzen Loch gemacht hat, und mit der Autorin Madeleine Hofmann über Trost, nachdem sie eine Krebserkrankung überstanden hatte. „Das sind Menschen und Themen, die viele Menschen berühren und interessieren. Was ist Trost? Kann ich selbst etwas dazu beitragen?“

Bei den Podcasts gehe es wie bei seinen anderen Radio-Formaten für NDR, ARD und Deutschlandfunk um Verkündigung, betont Vorwald. Seine Aufgabe sehe er hier allerdings noch viel stärker darin, gute Geschichten mit dem Blick des Glaubens zu erzählen, die seine Hörerinnen und Hörer ermutigen und helfen, sich anzunehmen und ihr Leben zu gestalten. „Seelsorge ist eine Erzählweise“, erklärt Vorwald. Verkündigung könne trösten, aber sie könne auch ethisch motiviert sein mit dem Ziel, Menschen zum Nachdenken und Handeln zu ermutigen. „Wichtig ist, nie besserwisserisch oder oberlehrerhaft zu klingen.“

Geschichten erzählen, die den Moment treffen

Die Herausforderung sei es, ein Gespür für Themen zu haben, die „den Moment treffen“, und die Geschichten von Menschen so zu erzählen, dass sie authentisch sind. „Die Menschen spüren, wenn es echt ist, und dann hören sie auch zu.“ Vorwald sammelt solche Geschichten, mitunter erzählt er auch aus seinem eigenen Leben. Ein Patentrezept für gute Verkündigung gebe es allerdings nicht, sagt Vorwald. „Verkündigung war immer herausfordernd.“

Mit den Podcasts erreiche die Radiokirche mittlerweile bis zu 40 000 Menschen, erzählt der Radiopastor. Am beliebtesten sei ein Podcast mit Andreas Englisch, der von der Faszination Roms erzähle. Demnächst trifft sich Vorwald mit Ricarda Lang. „Sie wirkt so befreit, seitdem sie nicht mehr Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen ist. Ich will sie fragen, was passiert ist.“

Alle Podcasts sind auf www.radiokirche.net zu finden.