Radioaktivität zum Schutz von Nashörnern

Nashörner könnten nach Einschätzung des Wissenschaftlers James Larkin mithilfe von Radioaktivität besser vor Wilderei geschützt werden. „99 Prozent der Menschen haben eine innere Abneigung gegen Radioaktivität“, sagte der Leiter der Abteilung für Strahlen- und Gesundheitsphysik an der südafrikanischen Universität Witwatersrand dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese Abneigung möchte der Universitätsprofessor nutzen, um das Horn der Tiere auf dem Schwarzmarkt wertlos zu machen.

Dazu forscht Larkin mit einem Team an einer neuen Methode: kleine Mengen radioaktiven Materials werden in das Horn der Nashörner eingeführt. Die Mengen seien so klein, dass sie weder für Menschen noch für die Nashörner schädlich seien, erläuterte der Experte für nukleare Sicherheit. Die radioaktive Strahlung aber erleichtert es, geschmuggelte Hörner an Grenzkontrollen zu entdecken, denn Detektoren, wie sie typischerweise an den Flughäfen zu finden seien, könnten die radioaktiven Substanzen erkennen.

„In erster Linie geht es uns aber darum, das Horn in den Augen der Endverbraucher zu entwerten“, erklärte der Forscher. Aktuell bestehe auf dem Schwarzmarkt eine große Nachfrage nach dem Horn, sei es als Schnitzerei oder Schmuckstück, oder für medizinische Zwecke. Vor allem im asiatischen Raum werden dem Horn heilende Kräfte zugeschrieben.

Das „Rhisotope Project“, wie das Forschungsprojekt der Universität in Johannesburg heißt, ist weltweit ein Vorreiter. Südafrika beherbergt die größte Population von Nashörnern weltweit, insbesondere das südliche Breitmaulnashorn. Durch die Wilderei aber sind die Bestände stark gefährdet.

Um dagegen vorzugehen, werden den Nashörnern vielerorts die Hörner abgenommen – bislang die effektivste Methode. Das Horn wird ein paar Zentimeter über dem Ansatz abgesägt – das Tier ist so nicht mehr interessant für die Wilderer. Doch das Abschneiden der Hörner könne die Überlebens-, Revier- und Paarungsfähigkeit der Tiere beeinträchtigen und sei daher nicht ideal, sagte Larkin.

Geht es nach den Plänen des „Rhisotope Project“, braucht es dieses kostspielige und aufwendige Vorgehen bald nicht mehr. Seit Juli wird die Radioaktivität-Methode an 20 Breitmaul- und Spitzmaulnashorn verschiedener Altersgruppen getestet. Diese würden rund um die Uhr überwacht. Im Dezember könne ein erstes Fazit gezogen werden, so der Universitätsprofessor.

„Das Endergebnis des Projekts ist hoffentlich, dass die Tiere ihr Horn behalten und dennoch am Leben bleiben können. Wir brauchen sie für einen gesunden Planeten“, sagte Larkin. „Ich möchte nicht zu der Generation gehören, die das Aussterben dieser Tiere zugelassen hat.“