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Queere und wiederverheiratete Paare vor Kölner Dom gesegnet

Als Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung haben mehrere hundert Menschen vor dem Kölner Dom einen Segnungsgottesdienst für queere Paare gefeiert. Die Aktion war auch ein Protest gegen das Verbot des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki, schwule und lesbische Paare zu segnen. Der Termin war auf den Jahrestag von Woelkis Amtseinführung als Erzbischof vor neun Jahren gelegt worden. An dem Gottesdienst auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs beteiligten sich der Mädchenchor des Kölner Doms und der überregional bekannte Jugendchor St. Stephan.

Gesegnet wurden die Paare überwiegend von Gemeindereferentinnen und -referenten, wie der katholische Pfarrer Herbert Ullmann am Donnerstag im WDR5-„Morgenecho“ sagte. Es seien nur zwei Priesterkollegen dabei gewesen, „die sich aus der Deckung getraut haben“. Das habe ihn „ein bisschen traurig gemacht“, weil ihm viele Priesterkollegen in den vergangenen Wochen geschrieben und ihre Solidarität bekundet hätten: „Die fehlten jetzt, das war schade.“

Auf Initiative der Gruppe „Regenbogenkirche für alle“ aus seinen Kirchengemeinden Mettmann und Wülfrath hatte Pfarrer Ullmann Ende März zu einem ersten „Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare“ in Mettmann eingeladen. Dabei hatte er auch ein queeres Paar gesegnet und wurde deshalb von Woelki gemaßregelt. Weitere derartige Segensfeiern wurden Ullmann ausdrücklich verboten. Es gehe ihm auch um wiederverheiratete Geschiedene, sagte der Pfarrer. Auf dem Domplatz seien auch Menschen gewesen, die in zweiter Ehe in einer verantworteten Partnerschaft lebten und „gesagt haben, wir bitten um Gottes Segen, sonst packen wir das nicht“.

Gegendemonstranten der konservativen „TFP Student Action Europe“ im zweistelligen Bereich versuchten mit Lautsprecherunterstützung, den Gottesdienst zu stören. Auf Plakaten hieß es unter anderem „Bleiben wir katholisch“ und „Nein zum Synodalen Weg“. Die Synodalversammlung des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg hatte im März mehrheitlich empfohlen, dass es in der katholischen Kirche in Deutschland Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben soll.

Die Gemeindereferentin Marianne Arndt aus dem Erzbistum Köln, Mitorganisatorin der Aktion, warb für eine Kirche, in der „alles, was Liebe hat, Platz findet“. Sie träume von einer Kirche, die alle Menschen gerecht behandle. „Wir können nicht sagen, ein Mensch ist gesegnet, ein Paar aber nicht“, betonte Arndt. „Das ist Hohn.“

Maria Mesrian von der Reformbewegung Maria 2.0 kritisierte eine „klerikale Machtelite“, deren Segen die Menschen nicht bräuchten: „Wir brauchen nicht Macht und Herrlichkeit, Prunk und Dienstwagen.“ Es sei armselig, Segen zu verbieten, der queeren Paaren gespendet wird. Im Evangelium gebe es keine Stelle, in der Jesus jemanden abweise. „Wer Menschen den Segen abspricht, hat den Boden des Evangeliums endgültig verlassen“, sagte Mesrian.

Angst habe die katholische Kirche lange Zeit zusammengehalten, doch diese Angst sei verschwunden, fügte Mesrian hinzu. Das bewiesen die zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche, die zu dem Segnungsgottesdienst gekommen seien. Absolute Bischofsmacht und „eine Handvoll geweihter Männer“ stünden einer Vielzahl von Menschen gegenüber, die in Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten und etwa in der Geflüchtetenarbeit Nächstenliebe und Barmherzigkeit praktizierten, sagte Mesrian.