Publizistin: Zeit für den nächsten Schritt bei Klima-Protesten

Demokratische Wege, um für die eigenen Anliegen zu werben: Darüber sollten sich Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten nach Worten der Autorin Yasmine M’Barek künftig Gedanken machen. „Das ist letztlich der springende Punkt an der Demokratie“, sagte sie im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Der Schritt in die Realpolitik ist zäh und klingt öde. Aber: Pöbeln können wir alle.“

Man komme nicht umhin, aufeinander zuzugehen, mahnte M’Barek, deren Essay „Protest“ soeben erschienen ist. Die Frage laute, wie der nächste Schritt aussehen könne, wenn man allen gezeigt habe: „hi, ich existiere, und ich habe ein wichtiges Thema.“ Umgekehrt sei es auf Dauer kontraproduktiv, wenn die Gesellschaft mit Verachtung reagiere. „Debattiert wird darüber, ob die Klimaproteste extremistisch sind, ob Aktivistinnen und Aktivisten in Polizeigewahrsam gehören oder ob ihre Aktionen verboten werden sollten – und nicht über das Thema, auf das sie eigentlich hinweisen wollen.“

Die Klimabewegung sei ein Sonderfall, fügte die Publizistin hinzu. Es handle sich um ein akutes Problem, „das eines nicht allzu fernen Tages nicht mehr lösbar sein könnte“. Viele Menschen hätten sich an Großdemonstrationen beteiligt, weil ihnen das Thema offenbar wichtig sei und sie das Gefühl hätten, dass ihr Einsatz etwas bewirken könne. „Protest ist nur dann erfolgreich, wenn er so viele Menschen mobilisiert, dass es um mehr als einen Feel-Good-Moment geht.“

Zugleich sei sie „kein Fan davon, alle Verantwortung auf das Individuum abzuwälzen“, erklärte M’Barek. Es sei ermüdend, wenn Menschen sich engagierten, aber feststellten, dass sich letztlich nichts verändere. Der Papp-Strohhalm des Einzelnen bringe „nicht so viel, wie es bringen würde, die Industrie von der Abkehr vom Plastik zu überzeugen. Es geht also auch um Relationen.“