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Psychologin: So können Paare nach Vertrauenskrisen neu anfangen

Ein Lüge oder eine Affäre – und nichts ist mehr, wie es war. Eine Psychologin erklärt, wie Paare zurückfinden können zu Ehrlichkeit, Offenheit und Vertrauen – und wie sich Enttäuschungen vermeiden lassen.

Verletzungen anerkennen und offen ansprechen: Das ist nach Worten einer Psychologin der erste Schritt, um sie zu überwinden. Kommunikation sei eine Kernkompetenz in Paarbeziehungen, sagte Ilka Hoffmann-Bisinger der Zeitschrift “Psychologie Heute” (August-Ausgabe). Gemeinsam nach vorne blicken könne man nach einem Vertrauensbruch allerdings erst dann wieder, “wenn beide Seiten dazu wirklich bereit sind”.

Nach einem Betrug drohe beispielsweise ein Kreislauf aus Vorwürfen und Abwehr, warnte die Therapeutin. Sinnvoller sei ein Ritual zur Wiedergutmachung: “Die enttäuschte Person formuliert, was sie braucht, um die Enttäuschung loslassen zu können. Das kann eine gemeinsame Reise zu zweit sein oder zumindest eine Aktivität, an der beide Freude haben. Teil der Vereinbarung ist, dass danach Schluss ist mit Vorwürfen, dem anderen gegenüber und auch sich selbst.”

Grundsätzlich drohten Enttäuschungen in Beziehungen dann, wenn “die eigene Vorstellung und die Realität aufeinanderprallen”, fügte Hoffmann-Bisinger hinzu. Viele entsprechende Bilder seien von der eigenen Herkunftsfamilie geprägt, andere von Social Media. “Es ist viel gewonnen, wenn wir weniger erwarten und eher neugierig und unvoreingenommen warten, wie der Partner, die Partnerin mit etwas umgeht.”

Zudem machten biografische Übergänge die Schwachstellen von Paarbeziehungen sichtbar, erklärte die Expertin. In diesen Situationen träten auch unterschiedliche Bedürfnisse zu Tage, etwa “in der Frage, wie man seine Finanzen regelt oder Care-Arbeit übernimmt in der Kindererziehung”. Dabei gebe es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: So seien Frauen eher enttäuscht, wenn sie sich “nicht gesehen fühlen, nicht genügend austauschen können und sich in wichtigen Lebenssituationen allein gelassen erleben”. Männer reagierten dagegen empfindlich auf allzu viel Kritik oder auf bestimmte Erwartungen, die sie etwa im Beruf erfüllen sollten.