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Psychologen: Persönlichkeit prägt antisemitisches Denken

Wer andere kontrollieren will, entwickelt oft extreme Feindbilder. Neue Studien zeigen, dass antisemitische Einstellungen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängen.

Neue Studien zeigen, dass antisemitische Einstellungen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängen.
Neue Studien zeigen, dass antisemitische Einstellungen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängen.Imago / Müller-Stauffenberg

Menschen mit einer düsteren Persönlichkeit neigen offenbar eher zu antisemitischen Einstellungen: Darauf deuten Untersuchungen der Universität Bern hin. Das Forschungsteam wolle die psychischen Mechanismen von Juden- und Israelfeindlichkeit besser erklären, sagten Alex Bertrams und Ann Krispenz der Zeitschrift “Psychologie Heute” (August-Ausgabe). Und weiter: “Menschen mit einer düsteren Persönlichkeit entwerten andere Gruppen, weil es vermutlich ihren düsteren Bedürfnissen entspricht.”

Gemeint ist die sogenannte dunkle Triade der Persönlichkeit, eine Kombination aus drei Merkmalen: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Narzissmus bezeichnet ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung, Machiavellismus eine Konzentration auf den eigenen Vorteil mit der Bereitschaft zur Manipulation anderer und Psychopathie einen Mangel an Einfühlungsvermögen und Verantwortungsgefühl. Menschen, bei denen all diese Merkmale besonders ausgeprägt sind, können zielstrebig und durchsetzungsfähig auftreten, aber auch rücksichtslos und antisozial handeln.

Studie: Nervenkitzel wichtiger als Inhalte

Die Studien haben nun gezeigt, dass Betroffene sich zu bestimmten politischen Inhalten hingezogen fühlen, etwa Rechts- oder Linksautoritarismus. “Wir nehmen an, dass sie diese wie ein Vehikel nutzen, um sich ihre düsteren Bedürfnisse zu erfüllen. Sie wollen andere dominieren, kontrollieren, ihnen schaden. Und sie suchen nach Aufmerksamkeit oder Nervenkitzel.” Um die Inhalte gehe es dabei nicht vorrangig, so die Forschenden: So könnten Menschen mit einer solchen Persönlichkeitsprägung sowohl Nähe zu rechtsextremen Milieus suchen als auch zu militanten Klimaschutz-Initiativen.

4.000 Teilnehmende haben laut Angaben zwei unterschiedliche Antisemitismus-Skalen ausgefüllt – eine zu “traditionellem Antisemitismus, wie es ihn seit Jahrhunderten gibt und der sich direkt gegen jüdische Personen richtet”, die andere zu Feindseligkeit gegenüber Israel. Beide beruhen auf der Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), wie es hieß.