Psychologe: So lassen sich Grübel-Schleifen durchbrechen

Grübeln als Gewohnheit – das kann nach Worten des Psychologen Thomas Ehring heikel werden. „Der Klassiker ist: abends im Bett“, sagte er der Zeitschrift „Psychologie Heute“ (Februar-Ausgabe). Wenn Menschen häufig vor dem Einschlafen grübelten, gewöhne sich das Gehirn an diese Situation und starte Gedankenschleifen, sobald man im Bett liege.

Meist bestehe Grübelei aus abstrakten Vorstellungen und Fragen, zum Beispiel: „Wenn dieses oder jenes passieren würde, das wäre ganz schlimm, ich wüsste dann gar nicht, was ich machen sollte. Oder: Verdammt, warum werde ich nie glücklich mit anderen Menschen?“ Dies geschehe häufig losgelöst von einer bestimmten Situation, die einen vielleicht beunruhige – und führe daher auch nicht zu einer Lösung, erklärte Ehring.

Wer sich dagegen etwa eine Prüfungssituation konkret ausmale, fühle sich zwar möglicherweise belastet – könne aber auch Strategien entwickeln, um damit umzugehen. Den Stil des Nachdenkens zu verändern, lasse sich im Rahmen von Therapien trainieren, betonte der Experte. Wichtig sei zunächst, sich selbst im Alltag zu beobachten und zu erkennen, wann man ins Grübeln gerate.

Wenn Menschen zum Grübeln neigten, könne schon vor einer psychischen Erkrankung vorbeugende Unterstützung geboten sein, fügte Ehring hinzu. „Exzessives Grübeln erhöht vor allem das Risiko für Depressionen, aber auch für Angst-, Schlaf-, Ess- und viele andere psychische Störungen und auch körperliche Beschwerden. Auch die Beziehung kann es belasten, wenn jemand immerzu mit den Dingen hadert.“

Wer sich beim Grübeln ertappe, könne diese Situation bewusst aufbrechen, riet der Münchner Professor für klinische Psychologie und Psychotherapie: „Zum Beispiel aufstehen und Sport machen oder die belastenden Gedanken aufschreiben.“ Wichtig sei, dies konsequent und systematisch zu tun, „denn solche Gewohnheiten wie das Grübeln verändern sich nun mal nicht von einem Tag auf den anderen.“