Vier Jahre nach der verheerenden Flut im Ahrtal brauchen Betroffene weiterhin Unterstützung. Neben offenen Anträgen und verzögertem Wiederaufbau kommen nun auch seelische Belastungen ans Licht.
Spendengelder aus der Zeit nach der Ahrtal-Flut werden auch nach vier Jahren noch dringend gebraucht: Das zeigen Recherchen des SWR. 92 Millionen Euro seien bislang nicht ausgegeben worden, aber fest eingeplant, wie der Sender am Freitag berichtet. Nach der Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren insgesamt mehr als 671 Millionen Euro gespendet worden.
Die Angaben beziehen sich auf Recherchen bei rund 40 Hilfsorganisationen, Landkreisen und Kommunen, die alle mindestens eine Million Euro an Spenden erhalten haben, wie es hieß. Noch immer seien Johanniter, Malteser, Deutsches Rotes Kreuz und andere Hilfsorganisationen vor Ort im Einsatz: Sie berieten flutbetroffene Menschen etwa beim Beantragen des Geldes aus dem Wiederaufbaufonds und ersetzten Familien den 20-Prozent-Eigenanteil an Wiederaufbaukosten, der nicht vom Staat erstattet wird.
Ein weiteres wichtiges Standbein seien Angebote der psychosozialen Hilfe: Erst jetzt werde vielen Flutbetroffenen klar, dass sie traumatisiert seien und Hilfe bräuchten. Die Nachfrage nach psychosozialer Therapie nehme zu – und werde in den kommenden Jahren “absolut wichtig” bleiben, sagte Dirk W. Pieck vom Verein Help – Hilfe zur Selbsthilfe. Studien hätten gezeigt, dass bei dieser Katastrophe deutlich mehr Betroffene traumatisiert worden seien als bei vergleichbaren Unglücken.
Mitunter hätten sich zudem Wiederaufbauprojekte verzögert. Die meisten befragten Institutionen gehen den Angaben zufolge davon aus, dass das Spendengeld bis 2030 ausgegeben sein wird. Sie riefen Bürger, Vereine und Gruppen in den Flutgebieten dazu auf, weiterhin Anträge auf Spendengeld zu stellen.
In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 ließen 200 Liter Regen pro Quadratmeter die Ahr in wenigen Stunden auf das Zehnfache ihres üblichen Pegels anschwellen. 135 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 17.000 ihre Häuser, Geschäfte und Existenzen.