Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen weiter auf hohem Niveau
Die psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland haben sich laut einer DAK-Studie im vergangenen Jahr auf hohem Niveau stabilisiert. Nach Anstiegen seit der Corona-Pandemie gab es 2022 im Vergleich zu 2021 leichte Rückgänge in ambulanten und stationären Behandlungszahlen, wie die Krankenversicherung am Dienstag mitteilte. Trotzdem sei die Inanspruchnahme bei jugendlichen Mädchen immer noch höher als vor der Corona-Pandemie, so die aktuelle Analyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit.
Jugendliche Mädchen seien weiterhin am stärksten von Depressionen, Angststörungen und Essstörungen betroffen. Mediziner geben angesichts der Daten „keine Entwarnung“ und fordern mehr Präventionsinitiativen zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
„Die aktuellen Ergebnisse sind besorgniserregend“, sagte Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Leichte Rückgänge würden nicht bedeuten, dass jetzt alles wieder in Ordnung sei – im Gegenteil: „Das Leiden vieler Kinder und Jugendlicher verfestigt sich“, sagte Storm, der mehr Präventionsinitiativen in Schulen, Vereinen und der offenen Kinder- und Jugendarbeit fordert.
Insgesamt seien die Behandlungszahlen bei psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen leicht rückläufig: 2022 erhielten laut DAK-Studie elf Prozent weniger jugendliche Mädchen eine Neu-Diagnose in diesem Bereich als 2021. Bei Jungen stehe ein Minus von fünf Prozent. Doch im Vergleich zur Situation vor der Corona-Pandemie lagen die Behandlungszahlen im vergangenen Jahr weiterhin auf einem hohen Niveau. Bei jugendlichen Mädchen gab es 2022 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ein Plus von sechs Prozent. Insgesamt wurde 2022 bei rund 110.000 jugendlichen Mädchen eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung neu diagnostiziert.
Dabei würden Kinder und Jugendliche aus verschiedenen sozialen Schichten ärztliche Behandlungen unterschiedlich stark in Anspruch nehmen, hieß es. Während die Zahl der Behandlungen von sozial benachteiligten Mädchen wegen Depressionen 2022 wieder nahezu auf dem Vor-Pandemieniveau gesunken sei, stieg laut DAK die Zahl behandelter Teenagern aus mittleren und hohen Schichten stark an: 29 Prozent mehr jugendliche Mädchen aus der Mittelschicht erhielten die Diagnose Depressionen als vor der Pandemie, bei Mädchen aus hohen sozialen Schichten gab es laut DAK ein Plus von 28 Prozent.
Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 794.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022.