ProSiebenSat.1 zahlt Abfindungen von mehr als 70 Millionen Euro

Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 zahlt Abfindungen im Wert von mehr als 70 Millionen Euro. Wie aus dem Anfang März veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht, zahlt das Unternehmen insgesamt 4,5 Millionen Euro an den Vorstand Entertainment und Chief Executive Officer (CEO) der Seven.One Entertainment Group, Wolfgang Link. Der Vertrag mit Link wurde zum 31. Juli 2023 vorzeitig beendet, eigentlich wäre er bis Ende Dezember 2027 gelaufen. Weitere 67 Millionen Euro werden nach Angaben des Konzerns an Mitarbeiter gezahlt, die ProSiebenSat.1 im Zuge der Streichung von rund 400 Vollzeitstellen verlassen.

Der frühere Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat.1, Rainer Beaujean, dessen Vertrag zum 31. Oktober 2022 beendet wurde, hatte laut dem Geschäftsbericht für das Jahr 2022 eine Abfindung von 8,7 Millionen Euro erhalten. Sein Vertrag hatte eine Laufzeit bis Ende Juni 2027. Auf der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 am 30. Juni 2023 hatte die Fondsgesellschaft der Sparkassen, Deka Investment, die Abfindung für Beaujean deutlich kritisiert: Der gezahlte Betrag erscheine „viel zu hoch“.

Nach Angaben von ProSiebenSat.1 gibt es in den Vorstandsverträgen „eine Abfindungszusage in Höhe von zwei Jahres-Gesamtvergütungen“. Das entspreche der Empfehlung des Deutschen Corporate Governance Kodex. Die Gesamtvergütung eines Vorstandsmitglieds bestehe aus der „Summe der festen sowie variablen Vergütungsbestandteile“. Die variable Vergütung sei erfolgsabhängig und beinhalte eine jährliche Bonuszahlung sowie eine „mehrjährige variable Vergütung in Form virtueller Aktien“.

Den Abbau der 400 Vollzeitstellen hatte ProSiebenSat.1 im Juli 2023 angekündigt. Das Unternehmen teilte damals mit, die Stellenstreichungen sollten „durch ein Freiwilligen-Programm sozialverträglich erfolgen, um betriebsbedingte Kündigungen weitestgehend zu vermeiden“. Begründet wurde der Stellenabbau mit einer „Neuaufstellung der Organisation, insbesondere im Entertainment-Segment“. Diese solle zu einer effizienteren Struktur und „einer wettbewerbsfähigen Kostenbasis“ beitragen.

ProSiebenSat.1 hat in seinem kürzlich vorgelegten Geschäftsbericht für das Jahr 2023 einen Verlust von 134 Millionen Euro ausgewiesen. 2022 hatte der Konzern 49 Millionen Euro Verlust gemacht. Der Umsatz des Konzerns sank 2023 um 311 Millionen Euro auf 3,85 Milliarden Euro.