Privat-TV-Kinderkanäle blasen geplante Fusion ab
Weil das Bundeskartellamt erklärte, den geplanten Zusammenschluss von Super RTL und Nickelodeon nicht zu genehmigen, zogen die Unternehmen das Vorhaben zurück. Entscheidung beruht auf der Lage am Werbemarkt.
Die Kinderfernseh-Kanäle Super RTL und Nickelodeon werden doch nicht fusionieren. Wie das Bundeskartellamt am Dienstag mitteilte, wurde eine entsprechende Anmeldung zurückgenommen, nachdem die Wettbewerbsbehörde der RTL-Gruppe und dem Nickelodeon-Betreiber Paramount mitgeteilt habe, den geplanten Zusammenschluss zu untersagen.
Eine Fusion der beiden Kanäle hätte den Wettbewerb bei TV-Werbung, die sich explizit an Kinder richtet, verzerrt, erklärte das Kartellamt zur Begründung. “Es gibt nur eine sehr begrenzte Zahl von Unternehmen, die speziell auf Kinder ausgerichtete Werbeflächen anbieten, allen voran RTL mit seinem einschlägigen TV-Programm”, sagte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt.
Zwar gebe es auch bei Kindern eine starke Abwanderung aus dem linearen Fernsehen. Streaming-Angebote wie Netflix und Amazon spielten auf dem Kinder-Werbemarkt derzeit aber keine Rolle. Gleiches gelte für Social-Media-Angebote wie TikTok oder Snapchat, die sich schon aufgrund ihrer Altersgrenzen nicht an Kinder richteten und deshalb auch keine speziell auf Kinder ausgerichteten Werbeflächen anböten, so der Kartellamts-Chef.
RTL gehört zum Bertelsmann-Konzern und ist im Kinderbereich unter den Marken Super RTL bzw. TOGGO (plus) aktiv, unter denen es verschiedene Kinderangebote im linearen Fernsehen sowie beim Streamingdienst RTL+ anbietet. Der US-Konzern Paramount ist in Deutschland mit dem linearen TV-Programm Nickelodeon und zunehmend auch online mit Paramount+ und Kinderfernsehen auf seiner Plattform Pluto TV vertreten.
Dabei ist nach Einschätzungen des Kartellamts Super RTL mit großem Abstand der führende Anbieter, gefolgt von Disney. Nickelodeon liege auf dem dritten Platz. Super RTL bleibe auch bei Betrachtung von an Kinder gerichteten YouTube-Angeboten “das klar dominierende Angebot, das durch Hinzunahme von Nickelodeon noch deutlich hinzugewinnen würde”, so die Wettbewerbsbehörde.
Bei der Prüfung ging es um die Auswirkungen der geplanten Fusion auf den Werbemarkt. Die Lage am Publikumsmarkt sieht nach Einschätzung der zuständigen Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) anders aus, da es hier weitere Anbieter wie den werbefreien öffentlich-rechtlichen Kinderkanal (KiKA) von ARD und ZDF gibt. 2023 lag der KiKA mit einem Marktanteil von 15 Prozent hier hinter RTL plus (19,7 Prozent) auf Platz 2, gefolgt von Disney (13,1 Prozent) und Nickelodeon (5,9 Prozent).