Prioritäten setzen, Profil schärfen: Landeskirche berät über Zukunft

Angesichts von Sparzwängen und eines beschleunigten Wandels in Kirche und Gesellschaft will die evangelische Landeskirche Hannovers ihre Angebote auf den Prüfstand stellen. Leitend für die Arbeit sollen nach dem Konzept eines Schwerpunkteausschusses der hannoverschen Landessynode die Themen „Anfänge des Glaubens ermöglichen“ und „die Seele stärken“ sein. Wie das Kirchenparlament am Mittwoch in Hannover erörterte, sollen dabei unter anderem Angebote für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien gestärkt werden.

Andere kirchliche Arbeitsbereiche sollen dabei nicht grundlegend infrage gestellt werden, heißt es in dem Synodenpapier. Es skizziert Entwicklungsperspektiven der Landeskirche bis zur Mitte der 2030er Jahre. Allerdings sollten alle kirchlichen Handlungsfelder künftig stärker auf die beiden Leitthemen fokussiert werden.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister betonte in seinem turnusgemäßen Bischofsbericht,, der aktuelle Zukunftsprozess habe erst rund „ein Drittel seines Weges“ absolviert. Noch befinde sich die Synode im Priorisierungsprozess „weit oben im Trichter“.

Erst, wenn die Entscheidungen enger und anspruchsvoller würden, zeige sich, wie tiefgreifend der Strukturwandel in der Landeskirche wirklich werde. Dabei dürfe es nicht darum gehen, „dass jeder seinen eigenen Pfeiler einrammt“ und Lieblingsprojekte bevorzuge. „Aber wenn ich wahrnehme, wie ernsthaft und respektvoll wir uns hier in unseren unterschiedlichen Positionen begegnen, bleibe ich sehr entspannt“, sagte Meister vor den Synodalen.

Die Hildesheimer Regionalbischöfin Adelheid Ruck-Schröder unterstrich, eine Schärfung des kirchlichen Profils sei nicht nur mit Blick auf Mitgliederbindung notwendig, sondern auch, um die Anschlussfähigkeit der Kirche an eine nicht-christliche Gesellschaftsmehrheit zu halten.

Auch der Theologische Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Ralph Charbonnier, mahnte eine stärkere Außenorientierung kirchlichen Handelns an. Kirche müsse sich stärker „am Sozialraum orientieren“ und wacher für die „Interessen und Bedarfe“ von Menschen werden. Charbonnier unterstrich, es gebe „keine Krise mit der Botschaft, die wir haben – aber wir könnten sie wirksamer platzieren“.

Der Synodale Bernd Rossi betonte, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen werde auch deshalb immer wichtiger, weil in vielen Familien kaum noch Bezug zu christlichen Traditionen bestehe. „Wie viele Kinder wissen heute noch, warum wir Weihnachten feiern und was es mit dem Christkind auf sich hat?“

Die hannoversche Landeskirche ist mit 2,2 Millionen Mitgliedern in 1.219 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee die größte evangelische Landeskirche in Deutschland. Die Synode tagt bis zum Freitag im diakonischen Henriettenstift.